Читать книгу «Lagezentrum: Ein Luke Stone Thriller – Buch 3» онлайн полностью📖 — Джека Марса — MyBook.
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Leises Murmeln ging durch den Raum, aber niemand bewegte sich. „Okay, ich gehe davon aus, dass jeder, der hier ist, auch hierhergehört. Wenn nicht, ist das euer Problem. Vergesst das nicht.“

Er wandte sich wieder an Luke.

„Der Damm wurde 1943 gebaut, um während des Krieges dringend benötigten Strom zu erzeugen. Er wurde von der Tennessee Valley Authority erbaut und wird bis heute von ihr betrieben. Die Schleusen werden heute noch mit der gleichen Technologie von damals gesteuert. Jede Fernbedienung für Garagentore ist heutzutage fortgeschrittener. Vor etwa zwanzig Jahren begann die TVA nach Möglichkeiten zu suchen, Geld zu sparen. Sie wollte die Verwaltung ihrer Dämme automatisieren. Kontrollzentren in alten Wasserkraftwerken sind nach modernen Standards unglaublich ineffizient. Es befinden sich rund um die Uhr Mitarbeiter vor Ort, die nichts anderes tun als Logbücher lesen, ausfüllen und von Zeit zu Zeit die Überläufe öffnen und schließen. Die Schleusentore selbst werden fast nie geöffnet.“

„Die TVA dachte, sie könnte zehn oder zwanzig Staudamm-Kontrollzentren zu einem zentralen Kontrollzentrum zusammenfassen. Also rüsteten sie mehrere Dämme mit einer fernsteuerbaren Computersoftware nach. Black Rock war einer von ihnen. Wir sprechen von einer sehr einfachen Software – sie hat nur zwei Zustände, ‚ja‘ für offen und ‚nein‘ für geschlossen. Aus irgendeinem Grund haben sie das zentrale Kontrollzentrum jedoch nie fertiggestellt. Die Software war internetbasiert und sie haben sie laufen lassen, für den Fall, dass sie sich doch einmal für den Bau des Zentrums entscheiden sollten. Das Problem an der Sache ist, dass Verschlüsselung damals kaum existierte und die Software nach ihrer Installation nie aktualisiert wurde.“

Luke starrte ihn fassungslos an.

„Sie machen Witze.“

Er schüttelte den Kopf.

„Es war kinderleicht, dieses System zu kapern. Es hatte nur nie jemand daran gedacht, es zu tun. Welcher Terrorist sollte überhaupt wissen, dass dieser Damm existiert? Er liegt in einer abgelegenen Ecke eines ländlichen Staates. Sargent, North Carolina ist nicht gerade das prestigeträchtigste Ziel. Aber wie wir festgestellt haben, sind die Ergebnisse so verheerend, als hätten sie Chicago oder eine andere Großstadt angegriffen.“

Susan sprach zum ersten Mal. „Und das Schlimmste daran ist, dass es Hunderte solcher Dämme in den USA gibt. Wir wissen nicht einmal, wie viele genau es sind und wie viele von ihnen auf die gleiche Art gehackt werden könnten.“

„Und warum glauben wir, dass die Chinesen es getan haben?“, fragte Luke.

„Unsere eigenen Hacker bei der NSA verfolgten die Infiltration zu einer Reihe von IP-Adressen in Nordchina zurück. Diese Adressen wiederum haben mit einer Internetverbindung in einem Motel in Asheville, North Carolina kommuniziert, hundert Kilometer östlich vom Black-Rock-Damm. Die Kommunikation fand innerhalb von 48 Stunden vor dem Angriff statt. Ein SWAT-Team des Amtes für Alkohol, Tabak und Schusswaffen ist in dieser Region gerade tätig und führt Razzien in nicht lizenzierten Brennereien und Brauereien durch. Dieses Team haben wir zum Motel geschickt, wo sie einen 32-jährigen Chinesen namens Li Quiangguo festnehmen konnten.“

Das Bild eines chinesischen Mannes, der von einer Gruppe großer und breiter ATF-Offiziere aus einem kleinen, unscheinbaren Motel geführt wird, erschien auf dem Bildschirm. Ein weiteres Bild erschien daneben. Es war der gleiche Mann, wie er auf einer schmalen Straße gegenüber eines Stausees steht. Er stand vor einer historischen Tafel mit der Aufschrift Black-Rock-Damm – 1943, und einer kurzen Beschreibung darunter.

„Obwohl seine Reisedokumente und sein Pass echt aussehen, glauben wir nicht, dass das sein wirklicher Name ist. Wie Sie wissen, ist die Namensreihenfolge in China umgekehrt – zuerst kommt der Nachname, gefolgt vom Vornamen. Li ist einer der häufigsten Namen in China, so wie Smith hier bei uns. Und Quiangguo bedeutet auf Mandarin so viel wie starke Nation. Ein Name mit militaristischer Konnotation, der nach der chinesischen Revolution sehr verbreitet war. Aber seit ungefähr 40 Jahren benutzt ihn so gut wie niemand mehr. Außerdem wurden bei Li eine Handfeuerwaffe und ein kleines Fläschchen mit Zyanid-Pillen gefunden. Wir glauben, dass er ein chinesischer Spion ist, der unter einem Decknamen operiert und sich umbringen sollte, falls er geschnappt wird.“

„Aber scheinbar hat er kalte Füße bekommen“, sagte Luke.

„Entweder das, oder er ist nicht rechtzeitig an seine Pillen gekommen.“

Luke schüttelte den Kopf. „Nach einer Operation wie dieser würde ein Agent, der sich tatsächlich umbringen will, die Pillenflasche ständig in der Hand halten oder sie zumindest in der Tasche haben. Was genau hat er nach China geschickt?“

„Eine Reihe von verschlüsselten E-Mails. Wir haben die Verschlüsselung noch nicht geknackt und es könnte auch noch Wochen dauern. Die NSA hat uns mitgeteilt, dass sie so eine Verschlüsselung noch nie gesehen haben. Sehr komplex, sehr schwer zu entschlüsseln. Also haben wir im Moment keine Ahnung, was der Inhalt der E-Mails ist.“

„Hat er gestanden?“, fragte Luke.

Kimball schüttelte den Kopf. „Er wird in einer Hütte in einem FEMA-Gefangenenlager in Nord-Georgia festgehalten, etwa hundertfünfzig Kilometer südöstlich des Damms. Er besteht darauf, dass er einfach ein Tourist ist, der zur falschen Zeit am falschen Ort war.“

„Deshalb haben wir Sie angerufen“, sagte Susan. „Wir möchten, dass Sie sich mit ihm unterhalten. Wir dachten, mit Ihnen würde er reden.“

„Mit ihm unterhalten, wie?“, sagte Luke.

Susan zuckte die Achseln. „Ja.“

„Ich soll ihn zum Reden bringen?“

„Ja.“

„Dafür brauche ich wahrscheinlich mein Team“, sagte Luke.

Susan, Kurt Kimball und Kat Lopez sahen einander an.

„Vielleicht sollten wir das lieber unter vier Augen besprechen“, sagte Kimball.

*

„Okay, Susan, jetzt kommt der Teil, wo du mir wieder sagst, dass das Special Response Team aufgelöst wurde, richtig?“

„Luke…“, begann sie.

Sie saßen oben in Susans Arbeitszimmer. Das Arbeitszimmer war genau so, wie Luke es in Erinnerung hatte. Ein großer rechteckiger Raum mit Hartholzboden und einem weißen Teppich in der Mitte. Der Teppich diente als Mittelpunkt für eine Sitzecke mit großen, bequemen, aufrechten Stühlen und einem Couchtisch.

An einer Wand des Arbeitszimmers war ein raumhohes Bücherregal. Das Bücherregal erinnerte Luke an The Great Gatsby.

Und dann waren da noch die Fenster. Riesige, anmutige, vom Boden bis zur Decke reichende Fenster, die eine großartige Aussicht auf das weitläufige Gelände des Marine-Observatoriums ermöglichten. Die Fenster waren nach Südwesten ausgerichtet und ließen das Tageslicht herein.

Die Tage wurden deutlich kürzer. Obwohl es noch nicht einmal 19 Uhr war, ließ das Sonnenlicht bereits nach. Der Tag ging zu Ende. Luke dachte noch einmal kurz an sein Gespräch mit Becca, als er Gunner abgesetzt hatte. Er schüttelte die Erinnerung schnell ab. Jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken.

Er saß auf der der Präsidentin gegenüberliegenden Seite des Couchtisches. Kurt Kimball saß zwischen den beiden. Kat Lopez stand hinter Susan, etwas rechts von ihr.

„Ja“, sagte Susan. „Das Special Response Team gibt es nicht mehr. Die meisten der ehemaligen Mitarbeiter wurden an andere Positionen innerhalb des FBI versetzt. Das, was Sie als Ihr ehemaliges Team betrachten, ist nicht mehr wiederherzustellen.“

„Susan“, sagte Luke. „Ich möchte Sie daran erinnern, dass Sie mich wieder aus dem Ruhestand holen wollen. Wissen Sie, was ich in den letzten zwei Monaten getan habe? Ich werde es Ihnen sagen. Campen, angeln, wandern, segeln. Ein bisschen jagen. Ein bisschen tauchen.“ Er rieb sich den Bart. „Ausschlafen.“

„Sie sind also ausgeruht und damit diensttauglich“, sagte Kurt Kimball.

Luke schüttelte den Kopf. „Ich bin total eingerostet. Ich brauche mein Team. Ich vertraue ihnen. Ohne sie kann ich nicht wirklich funktionieren.“

„Luke, wenn Sie einfach geblieben wären, anstatt zu verschwinden, wären Sie jetzt vielleicht Chef einer kleinen Behörde…“

„Ich habe versucht, meine Ehe zu retten“, sagte er trocken.

Susan starrte ihn direkt an. „Wie ist es gelaufen?“

Er schüttelte den Kopf. „Bislang nicht allzu gut.“

„Es tut mir leid, das zu hören.“

„Mir auch.“

Susan blickte hinter sich. „Kat, können wir den Status von Lukes ehemaligen Teammitgliedern erfahren?“

Kat Lopez blickte auf das Tablet in ihrer Hand. „Sicher. Mark Swann verließ das FBI für einen Job bei der National Security Agency. Er arbeitet in ihrem Hauptquartier hier in DC. Er ist seit dreieinhalb Wochen dort. Es wird noch ungefähr einen Monat dauern, bis er die nötige Sicherheitsfreigabe hat, dann wird er mit dem PRISM Data Mining Projekt anfangen können.“

„Edward Newsam ist immer noch beim FBI. Er war fast den ganzen Juni und Juli krankgeschrieben. Seine Hüftrehabilitation ist abgeschlossen und er wurde inzwischen dem Geiselrettungsteam zugeteilt. Er befindet sich derzeit in Quantico in Ausbildung für eine mögliche Arbeit beim Auslandsgeheimdienst, die im Laufe des Jahres beginnen soll. In seiner Akte steht ein Vermerk, dass die Details seiner Anstellung wahrscheinlich innerhalb der nächsten Wochen als Top Secret eingestuft werden. Ab diesem Zeitpunkt ist alles streng geheim, wenn es um seinen Status und seinen aktuellen Aufenhtaltsort geht.“

Luke nickte. Beides war keine große Überraschung. Swann und Newsam gehörten zu den Besten in ihrem Fach. „Können wir sie ausleihen?“, fragte er.

Kat Lopez nickte. „Wenn wir sie anfordern, werden die Behörden unserer Bitte nachkommen.“

„Und Trudy?“, fragte Luke. „Sie brauche ich auch.“

„Luke, Trudy Wellington ist im Gefängnis“, sagte Susan.

Luke fühlte sich, als hätte ihm jemand in den Magen geschlagen. Er starrte ganze fünf Sekunden lang in den Raum und versuchte, diese Worte zu verarbeiten.

„Was?“, sagte er schließlich.

Susan schüttelte den Kopf.

„Ich kann nicht glauben, dass Sie das nicht wissen. Was haben Sie gemacht, sich unter einem Stein versteckt? Lesen Sie keine Zeitung?“

Er zuckte die Achseln. „Ich habe Ihnen gesagt, was ich die letzten Monate getan habe. Ich war untergetaucht. Dort wo ich war, gab es keine Zeitungen und den Computer habe ich zu Hause gelassen.“

Kat Lopez las von ihrem Tablet ab. Ihre Stimme klang mechanisch, fast schon roboterhaft.

„Trudy Wellington, 30 Jahre alt, war mindestens ein Jahr lang Don Morris' Geliebte während der Planung der Anschläge vom 6. Juni. E-Mail-, Telefon-, SMS- und Computeraufzeichnungen deuten darauf hin, dass sie bereits im vergangenen März von dem Plan wusste, den Präsidenten sowie die Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika zu ermorden, und wer die Attentäter waren. Sie wurde wegen Verrat, Verabredung zum Verrat, Veraredung zum Mord in mehr als dreihundert Fällen, sowie wegen einer Reihe anderer Vergehen angeklagt. Momentan befindet sie sich ohne Kaution im Frauengefängnis in Randal, Maryland. Wenn sie verurteilt wird, drohen ihr eine lebenslange Haftstrafe oder sogar die Todesstrafe.“

Luke fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Die Nachricht traf ihn wie ein Schlag auf den Kopf. Er dachte an Trudy, stellte sie sich mit ihrer merkwürdigen roten Brille vor, wie ihre Augen über den Bildschirm ihres Tablet-Computers huschten. Er dachte daran, wie er um 3 Uhr morgens in ihre Wohnung gekommen war, wie sie die Tür geöffnet hatte und nichts anhatte als ein langes, dünnes T-Shirt und die Pistole in ihrer Hand. Er dachte daran, wie ihre Haut sich in dieser Nacht auf seiner angefühlt hatte.

Sie war im Gefängnis? Das konnte nicht sein.

„Trudy Wellington steht die Todesstrafe bevor?“, wiederholte er.

„Kurz gesagt, ja.“

„Und das nur, weil sie Don nicht angezeigt hat?“

Susan schüttelte den Kopf. „Es ist Verrat, egal wie man es dreht oder wendet. Eine Menge Leute sind gestorben, einschließlich Thomas Hayes, der nicht nur der Präsident, sondern auch ein guter Freund war. Wellington hätte es möglicherweise verhindern können, aber sie entschied sich dagegen. Sie entschied sich, es nicht einmal zu versuchen. Die einzige Möglichkeit, wie sie sich noch retten könnte, wäre, gegen die Täter auszusagen.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie davon wusste“, sagte Luke. „Hat sie gestanden?“

„Sie leugnet alles“, sagte Kat Lopez.

„Ich würde dazu neigen, ihr zu glauben“, sagte Luke.

Kat hielt ihm ihr Tablet hin. „Es gibt etwa zweihundert Seiten Beweise. Wir haben Zugang zu den meisten davon. Lesen Sie sie sich gerne durch. Vielleicht denken Sie danach anders darüber.“

Luke schüttelte den Kopf. Er sah Susan an. „Und was bedeutet das für uns?“

Sie zuckte die Achseln. „Mark Swann und Ed Newsam können Sie für ein paar Tage haben, wenn Sie sie brauchen. Aber Trudy Wellington auf keinen Fall.“

Sie sah ihn an.

„Der Hubschrauber fliegt in einer Stunde.“

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