Читать книгу «Lagezentrum: Ein Luke Stone Thriller – Buch 3» онлайн полностью📖 — Джека Марса — MyBook.

KAPITEL ACHT

12:30 Uhr.

Lagezentrum, Marine-Observatorium – Washington, DC

„Sollte ich dabei sein?“, fragte Michael Parowski.

Susan nickte. „Ich will dich dort haben.“

Sie befanden sich im Erdgeschoss des Neuen Weißen Hauses und liefen zügig auf das Lagezentrum zu. Kat Lopez folgte ihnen mit zwei Schritten Abstand. Zwei Männer des Secret Service folgten ihr wiederum mit zwei Schritten Abstand.

„Was wollen Sie den anderen sagen?“

Susan zuckte die Achseln. „Es ist nicht nötig, jemandem etwas zu sagen oder dich anzukündigen. Kurt Kimball schmeißt manchmal Leute raus, wenn wir Dinge besprechen, für die man eine besondere Sicherheitsfreigabe benötigt. Aber abgesehen davon sollte es niemanden stören, dass ein amtierender Abgeordneter dabei ist.“

„Wann werden wir es ankündigen?“

Susan schaute zurück. „Kat?“

„Wir haben einen vorläufigen Termin am Mittwoch um neun Uhr. Wir bereiten eine Pressekonferenz vor. Wenn das Wetter mitspielt, halten wir sie im Garten vor dem Haus ab. Wenn nicht, im Lagezentrum. Reicht Ihnen die Zeit, Herr Abgeordneter?“

„Zwei Tage? Sie wären überrascht, wie viel ich in zwei Tagen schaffe.“

Sie gingen durch die offenen Doppeltüren in das Lagezentrum. Zwei weitere Geheimdienstler flankierten den Eingang. Der große, kahle Kurt Kimball, Susans nationaler Sicherheitsberater, war bereits hier und stand vor einem großen, an der Wand montierten Flachbildschirm. Er sprach mit einem jungen Techniker und hielt eine Fernbedienung in der Hand.

Der Raum füllte sich langsam. Kurt hatte mehrere Mitarbeiter hier, sowie seine beiden Top-Geheimdienst-Analysten, die er beide von der RAND Corporation herbeordert hatte, sobald sie den Anruf erhalten hatten.

Trish Markle, die neue Außenministerin, saß Kurt gegenüber und sprach mit zweien ihrer jungen Mitarbeiter. Trish war bereits seit sechs Wochen im Amt. Als der Vorfall von Mount Weather sich ereignete, war sie Unterstaatssekretärin im Außenministierum gewesen. Susan hatte sie an die Spitze befördert. Trish war 47 Jahre alt. Sie hatte viele Jahre als Bürokratin verbracht – vielleicht zu viele. Bis jetzt hatte sie sich als Außenministerin noch nicht besonders hervorgehoben.

„Kurt“, sagte Susan mit lauter Stimme, um die Hintergrundgeräusche zu übertönen.

Er sah Susan in die Augen, dann kam er zu ihr. Er schüttelte Parowskis Hand. „Mike, schön Sie zu sehen. Ich habe gehört, dass Sie bald eine Ankündigung für uns haben.“

Parowski warf Susan einen Blick zu. „Interessant. Ich selbst habe es gerade erst erfahren.“

Kimball lächelte. „Gerüchte verbeiten sich hier schnell.“

„Kurt“, sagte Susan, „wenn du bereit bist, möchte ich anfangen. Ich komme mir vor, als hinken wir jetzt schon hinterher. Ich möchte auf den neuesten Stand gebracht werden.“

„Ich bin bereit. Es sind noch nicht alle da und die Analyse, die wir bis jetzt haben ist noch sehr, sehr vorläufig. Mark Swann hat die Daten gerade mal vor 20 Minuten auf einen sicheren Server geladen.“

„Das ist okay. Ich brauche nicht alle Details. Bringen Sie nur mich und alle anderen in diesem Raum auf den neuesten Stand, was die Bedrohung angeht.“

Susan setzte sich an die Spitze des langen Konferenztisches. Kat Lopez stand hinter ihr, Mike Parowski saß zu ihrer Linken. Für eine Sekunde erinnerte sich Susan daran, wie sie sich früher in diesem Raum gefühlt hatte. In den ersten Tagen, nach den Anschlägen vom 6. Juni und während der Ebola-Krise, hatte sie sich überfordert gefühlt. Alles um sie herum hatte eine fast surreale Qualität angenommen.

Sie war Hals über Kopf in diese Präsidentschaft hineingestolpert. Damals waren viel mehr Männer um sie herum als heute, und zahllose Militärs. Das hatte sie stets paranoid gemacht. Der ehemalige Präsident war damals frisch ermordet worden, und die Attentäter hatten teilweise zum Militär gehört. Die Männer im Raum hatten sie angestarrt wie Haie, die nur darauf warteten, ein Stück ihres zarten Fleisches herauszureißen.

Heute waren die Verhlältnisse anders. Sie war der Stürmer. Die Leute um sie herum gehörten zu ihrem Team – entweder hatte sie sie selbst ausgesucht, oder sie stammten aus der vorherigen Regierung. Die meisten hatte Kurt Kimball persönlich überprüft. Sie mochte das Team, das sie jetzt um sich hatte.

„Okay“, fing Kurt an. Er hob seine Hände in die Luft. „Okay, alle mal herhören. Wir haben viel zu tun, und wir sind noch nicht vollzählig, aber wir fangen jetzt an. Jeder, der hier nicht rein gehört, weiß, wo die Tür ist.“

Er sah Susan an. „Frau Präsidentin, danke, dass Sie gekommen sind.“

Sie machte eine ungeduldige Geste. Sie wollte, dass er zur Sache kam.

Hinter Kurt tauchte ein Foto vom Black-Rock Damm auf. Es war ein Riese aus grauem Beton, der bis in den Himmel zu ragen schien.

„Okay. Wir wissen inzwischen alle, dass sich gestern früh am Black-Rock Damm im Westen von North Carolina, in der Nähe des Great Smoky Mountains Nationalparks, die Schleusen geöffnet haben. Millionen von Kubiklitern Wasser wurden freigesetzt, bevor die Arbeiter den Damm wieder schließen konnten, und überfluteten ein Resort und mehrere Städte flussabwärts des Damms. Vorläufige Schätzungen gehen davon aus, dass tausend oder mehr Menschen bei der plötzlichen Überschwemmung starben, und es entstand ein Sachschaden von mehr als einer Milliarde Dollar. Das Black-Rock Resort, fünf Kilometer südlich des Damms, wurde komplett zerstört.“

Neben dem Bild des Staudamms erschien ein weiteres Foto. Auf ihm war ein großer asiatischer Mann in einem orangefarbenen Overall, seine Arme und Beine gefesselt, der gerade aus einem Geländewagen ausstieg. „Dies ist Li Quiangguo, 32 und vermutlich aus China. Wir haben keine Ahnung, ob das sein richtiger Name war. Wir vermuten, dass dem nicht so war. Außerdem vermuten wir, dass er ein chinesischer Geheimagent war.“

„War?“, fragte Susan leicht verwirrt. „Warum sprichst du in der Vergangenheit von ihm?“

Kimball sah sie an. Dann schaute er Kat Lopez an. „Okay, scheinbar hat Sie diese Information noch nicht erreicht. Li Quiangguo ist tot. Es gab einen Vorfall im FEMA-Camp, in dem Li festgehalten wurde. Luke Stone und sein Team war heute Morgen dort, um ihn auf Ihren Befehl hin zu befragen.“

Susan nickte. „Danke, ich weiß, wie meine Befehle lauteten.“

„Niemand ist sich ganz sicher, was passiert ist, weil wir noch nicht mit Stone gesprochen haben, aber anscheinend hat sich der Gefangene nach dem Verhör selbst getötet.“

„Großartig“, sagte Susan.

Susan dachte an Luke Stone und an ihre Idee, ihn für diese Operation zurückzuholen. Sie fragte sich einen Moment lang, ob es vielleicht besser gewesen wäre, ihn in Ruhe zu lassen. „Wie konnte das passieren?“

Kimball zuckte die Achseln. „Gefangene werden bei aggressiven Verhören ängstlich. Stone hat dem Lagerleiter erzählt, dass Li kooperativ war und sie einer Spur nachgehen würden, die sie von ihm erhalten hatten. Anstatt Li dreckig wie er war herumsitzen zu lassen, hat der Direktor ihm erlaubt, sich heiß zu duschen. Das ist nicht unüblich. Wenn ein Gefangener kooperiert, belohnt man ihn im Gegenzug. Das macht es wahrscheinlicher, dass er kooperativ bleibt.“

„Nur haben sie Li erlaubt, alleine in die Dusche zu gehen. Sie haben lediglich zwei Wachen außerhalb der Duschen platziert. Außerdem haben sie seine Hand- und Fußfesseln entfernt. Es stellte sich heraus, dass er eine starke Dosis Zyanid in einer Kapsel in einem falschen Zahn aufbewahrt hatte. Als das Wasser zu fließen begann, hat Li den Zahn herausgenommen und die Kapsel geschluckt. Innerhalb von eineinhalb Minuten fingen die Anfälle an. Innerhalb von vier Minuten war er tot.“

„Wurde er gefoltert?“, fragte Susan mit Nachdruck.

„Es gab keine Spuren an seinem Körper, außer denen, die auf geringen Widerstand bei der Verhaftung hinweisen.“

„Das war nicht meine Frage“, entgegnete Susan.

Kurt schüttelte den Kopf. „Ich denke, Sie sollten Luke Stone selbst fragen, ob das Subjekt gefoltert wurde.“

Ein leises Raunen ging durch den Raum.

„Was haben wir noch?“, fragte Susan.

Kimball wechselte auf eine andere Folie. Sie zeigte ein Bild von einem Lagerhaus aus rotem Backstein das entlang einer Industriestraße lag. „Li Quiangguo gab Stone und seinem Team Informationen, die sie zu diesem Lagerhaus führten. In dem Lagerhaus fanden sie Beweise für das Import-Export Geschäft, das Li in den Vereinigten Staaten als Tarnung diente. Sie fanden außerdem Beweise dafür, dass Li Informationen für potentielle Cyberangriffziele zusammenstellte. Auf dieser Liste befinden sich umfangreiche Daten über jedes einzelne Ziel. Sie wurde auf drei CD-ROMs in einer verschlossenen Schublade im Büro des Lagers aufbewahrt. So weit wir wissen, ist das der einzige Ort, an dem diese Informationen aufbewahrt wurden.“

„CD-ROM?“, fragte Mike Parowski erstaunt. „Warum sollte er die Informationen so aufbewahren? Das ist doch schon seit 20 Jahren veraltet.“

Susan war ein wenig überrascht, dass Mike sich eingeschaltet hatte. Sie hatte gewollt, dass er in die aktuellen Geschehnisse eingeweiht war, aber sie hatte auch erwartet, dass er sich zurückhalten würde.

Kimball zeigte auf ihn. „Das ist die Preisfrage. Wir vermuten im Moment, dass Li seine Dateien auf CD aufbewahrt hat, so dass die amerikanische Regierung keine Möglichkeit hatte, an die Daten zu kommen. Wir können nur analysieren, was sich auf Computersystemen befindet, die mit dem Internet verbunden sind. Informationen, die auf irgendwelchen CDs in einer Schublade liegen, sind für uns unzugänglich.“

Parowski blieb beharrlich. „Irgendwie muss er diese Informationen doch an seine Kontakte, die sich vermutlich in China befinden, übermittelt haben?“

„Er war ein Importeur“, erwiderte Kimball. „Ich bin sicher, er wusste, dass wir fast den gesamten Webverkehr abfangen können, der aus den USA stammt, in die USA kommt oder durch die USA geht. Er wusste wahrscheinlich auch, dass die eigentliche Aufgabe von Behörden wie der NSA darin besteht, den Webverkehr von Ausländern zu analysieren, insbesondere den fragwürdigen Verkehr, der mit Ländern wie China in Zusammenhang steht. Sein Scheingeschäft war eine gute Möglichkeit, dies zu umgehen.“