Читать бесплатно книгу «Sklavin, Kriegerin, Königin » Моргана Райс полностью онлайн — MyBook
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Stefanus brachte alle offensichtlichen Merkmale mit. Er war der größte der Kampfherren und wahrscheinlich auch der stärkste. Dennoch war sein Kämpfen weniger überlegt als das Brennius’ oder einiger anderer der Krieger, die sie beobachtet hatte.

Nesos lachte auf.

„Ich wette mein bestes Schwert darauf.“

Sie blickte auf das Schwert, das an seiner Hüfte befestigt war. Er hatte keine Ahnung wie neidisch sie gewesen war, als er dieses Prachtstück einer Waffe als Geburtstagsgeschenk von Mutter vor drei Jahren geschenkt bekommen hatte. Das Schwert, das Ceres trug, hatte sie aus dem Müll gefischt nachdem ihr Vater er ausrangiert hatte. Sie dachte an all die Dinge, die sie mit einer Waffe wie der Nesos’ machen könnte.

„Ich werde darauf bestehen, nur dass du es weißt“, sagte Ceres und grinste – auch wenn sie ihm in Wirklichkeit niemals sein Schwert abgenommen hätte.

„Ich erwarte nichts geringeres“, feixte er zurück.

Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und ein dunkler Gedanke machte sich in ihrem Kopf breit.

„Mutter würde das niemals gestatten“, sagte sie.

„Aber Vater würde es“, sagte er. „Er ist sehr stolz auf dich, das weißt du.“

Nesos’ gut gemeinter Kommentar überrumpelte sie und da sie nicht recht wusste, ob sie dem zustimmen sollte, senkte sie ihren Blick. Sie liebte ihren Vater sehr und er liebte sie, das wusste sie. Doch aus irgendeinem Grund stand ihre Mutter für ihn an erster Stelle. Es war ihr sehnlichster Wunsch gewesen, dass ihre Mutter sie akzeptieren und so sehr lieben würde wie sie ihre Brüder liebte. Aber so sehr sie es auch versuchte, in den Augen ihrer Mutter würde es nie genug sein.

Sartes schnaubte als er den letzten Satz auf die Mauer hinter ihnen machte. Er war noch immer ungefähr einen Kopf kleiner als Ceres und dürr wie ein Ästchen. Doch sie war davon überzeugt, dass er schon bald wie ein Bambusspross in die Höhe schießen würde. So war es bei Nesos gewesen. Der war heute ein muskelbepackter Fels, der fast zwei Meter groß war.

„Und du?“ Ceres drehte sich zu Sartes. „Wer glaubst du wird gewinnen?“

„Ich bin auf deiner Seite. Brennius.“

Sie grinste und wuschelte ihm durch sein Haar. Er wiederholte immer was sie sagte.

Erneut war ein Grollen zu hören, die Menge verdichtete sich noch mehr und Unruhe machte sich in Ceres breit.

„Lasst uns gehen“, sagte sie, „wir sollten keine Zeit verschwenden.“

Ohne zu warten kletterte Ceres die Mauer hinab und rannte los sobald sie auf dem Boden stand. Den Brunnen im Visier und darauf bedacht Rexus dort noch zu erwischen sauste sie über den Platz.

Er drehte sich um und seine Augen leuchteten als er sie kommen sah. Sie stürzte auf ihn zu und fühlte wie seine Arme sich um ihre Hüfte schlangen und eine schmutzige Wange sich gegen die ihre drückte.

„Ciri“, sagte er in seiner tiefen und rauen Stimme.

Ein Schauer fuhr ihr den Nacken herab als sie sich aus seinen Armen wand und in Rexus‘ kobaltblaue Augen blickte. Mit einem Meter fünfundachtzig war er fast einen Kopf größer als sie. Sein borstiges blondes Haar umrahmte sein herzförmiges Gesicht. Er roch nach Seife und wilder Natur. Himmel, war es schön ihn wiederzusehen. Auch wenn sie sich in fast jeder Situation zu wehren wusste, so verlieh seine Gegenwart ihr doch eine gewisse Ruhe.

Ceres stellte sich auf ihre Fußspitzen und schlang begierig ihre Arme um seinen kräftigen Hals. Sie hatte in ihm nie mehr als nur einen Freund gesehen bis er angefangen hatte von der Revolution und der Untergrundarmee, deren Mitglied er war, zu sprechen. „Wir werden kämpfen und uns von dem Joch der Unterdrückung befreien“, hatte er ihr vor Jahren einmal gesagt. Er hatte mit solcher Inbrunst von der Rebellion gesprochen, dass sie für einen Moment an den Sturz des Königshauses geglaubt hatte.

„Wie war die Jagt?“ fragte sie mit einem Lächeln, denn sie wusste, dass er mehrere Tage unterwegs gewesen war.

„Ich habe dein Lächeln vermisst.“ Er strich ihr langes rosig-goldenes Haar zurück. „Und deine smaragdgrünen Augen.“

Ceres hatte ihn auch vermisst, aber sie wagte nicht es auszusprechen. Sie hatte zu viel Angst ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen sollten sie sich näherkommen.

„Rexus“, rief Nesos, der mit Sartes an seinen Fersen nun auch den Brunnen erreicht hatte und seinen Arm ergriff.

„Nesos“, sagte er in seiner tiefen väterlichen Stimme. „Wir haben nur noch wenig Zeit, wenn wir reinkommen wollen“, setzte er hinzu und nickte den anderen zu.

Sie eilten davon und mischten sich unter die Menge, die sich Richtung Stadion bewegte. Die Soldaten des Kaisers waren überall und trieben den Menschenpulk wenn nötig auch mit Stöcken und Peitschen voran. Je mehr sie sich der Straße zum Stadion nährten desto zäher wurde die Menschenmasse.

Doch plötzlich drang von einem der Stände ein Geschrei an Ceres’ Ohr. Sie blieb instinktiv stehen und drehte sich in die Richtung aus der es gekommen war. Sie sah wie die Menge vor einem von zwei Reichssoldaten und einem Händler eingerahmten kleinen Jungen zurückgewichen war. Einige der Umstehenden liefen eilend weiter, andere bildeten gaffend einen Kreis um die Szene.

Ceres stürzte nach vorne und sah wie einer der Soldaten erst einen Apfel aus der Hand des Jungen schlug und dann den Arm des Kleinen ergriff, um ihn heftig zu schütteln.

„Dieb!“ brüllte er.

„Mitleid, bitte!“ schrie der Junge, Tränen rannen über sein dreckiges Gesicht und seine hohlen Wangen. „Ich hatte… solchen Hunger!“

Ceres’ Herz quoll vor Mitgefühl über, denn sie wusste, wie sich dieser Hunger anfühlte – und sie wusste, dass die Soldaten keine Gnade würden walten lassen.

„Lassen Sie den Jungen gehen“, sagte der wohlbeleibte Händler mit einer Handgeste, die seinen goldenen Ring in der Sonne aufblitzen ließ. „Es schadet mir nicht, ihm einen Apfel zu geben. Ich habe hunderte Äpfel.“ Er lachte leise, als würde er versuchen wollen die Situation zu entschärfen.

Immer mehr Schaulustige blieben stehen. Die Menge verstummte als die Soldaten sich dem Händler zuwandten. Ihre glänzenden Rüstungen klapperten. Ceres’ Herz blieb bei diesem Anblick fast stehen – sie wusste, dass man das Reich niemals in Frage zu stellen hatte.

Der Soldat trat bedrohlich auf den Händler zu.

„Du verteidigst einen Kriminellen?“

Der Händler schaute unsicher von einem zum anderen. Schließlich drehte sich der Soldat zu dem Jungen hin und schlug ihm mit einem markerschütternd lauten Hieb ins Gesicht. Ein Schauer lief Ceres über den Rücken.

Der Junge fiel dumpf zu Boden. Die Menge hielt den Atem an.

Auf den Händler zeigend sagte der Soldat, „um deine Treue zum Kaiserreich unter Beweis zu stellen wirst du den Jungen festhalten während wir ihn auspeitschen.“

Die Augen des Händlers verhärteten sich, sein Gesicht fing an zu schwitzen. Ceres war überrascht, dass er standhaft blieb.

„Nein“, erwiderte er.

Der zweite Soldat tat zwei bedrohliche Schritte auf den Händler zu, eine Hand am Griff seines Schwertes.

„Wirst du wohl gehorchen, oder willst du deinen Kopf verlieren und dein Geschäft in Flammen aufgehen sehen?“ fragte der Soldat.

Das runde Gesicht des Händlers wurde bleich und Ceres wusste, dass er sich geschlagen geben musste.

Langsam ging er zu dem Jungen hinüber und griff seinen Arm. Er kniete vor ihm nieder.

„Bitte verzeih mir“, sagte er, Tränen schimmerten in seinen Augen.

Der Junge wimmerte und versuchte sich schreiend aus dem Griff des Händlers zu befreien.

Ceres sah, dass das Kind zitterte. Sie wollte weiter zum Stadion um das hier nicht mit ansehen zu müssen. Doch ihre Füße waren wie gelähmt und ihre Augen auf die zu erwartende Grausamkeit gerichtet.

Der erste Soldat zerriss die Tunika des Jungen während der zweite Soldat eine Peitsche über seinem Kopf schwang. Die meisten Schaulustigen jubelten den Soldaten zu, doch einige murmelten nur und verließen mit hängenden Köpfen den Schauplatz.

Niemand verteidigte den Dieb.

Mit einem gierigen, fast wahnsinnigen Ausdruck im Gesicht ließ der Soldat die Peitsche auf dem Rücken des Jungen niedergehen. Er schrie vor Schmerzen. Blut quoll aus den frischen Furchen seines Rückens. Immer und immer wieder zischte das Folterinstrument nieder. Der Soldat peitschte den Jungen solange bis ihm der Kopf in den Nacken fiel und er verstummte.

Ceres verspürte den starken Drang nach vorne zu laufen und den Jungen zu retten. Doch sie wusste, dass es ihren Tod bedeuten würde und den Tod all jener, die sie liebte. Sie ließ resigniert die Schultern hängen. In ihrem Kopf schwor sie eines Tages Rache zu nehmen.

Sie zog Sartes zu sich und hielt ihm in einem verzweifelten Versuch seine Unschuld zu bewahren die Augen zu. Nur ein paar Jahre der Unschuld wollte sie ihm noch geben auch wenn es in diesem Land keine Unschuld gab. Sie musste sich dazu zwingen ihrem Impuls nicht nachzugeben. Als Mann musste er diese grausamen Taten mitansehen nicht nur um sich daran zu gewöhnen, sondern auch um später ein starker Mitstreiter der Rebellion zu werden.

Die Soldaten griffen nach dem Jungen, der noch immer in den Händen des Händlers lag und schmissen seinen leblosen Körper auf einen hölzernen Wagen. Der Händler schlug seine Hände ins Gesicht und schluchzte.

Nach nur wenigen Sekunden hatte sich der Wagen in Bewegung gesetzt und der vormals leere Raum füllte sich erneut mit Menschen, die sich schlängelnd über den Platz bewegten als wäre nichts passiert.

Ceres fühlte Übelkeit in ihr aufkommen. Es war ungerecht. In genau diesem Augenblick konnte sie ein halbes Dutzend Taschendiebe ausmachen – Männer und Frauen, die ihre Kunst so weit ausgefeilt hatten, dass selbst die Reichssoldaten sie nicht erwischen konnten. Das Leben des armen Jungen war nun für immer ruiniert, weil seine Fähigkeit zu stehlen nicht ausgereift genug gewesen war. Einmal in die Falle gegangen, würden Dieben ob jung oder alt die Gliedmaßen oder noch mehr abgeschlagen, das hing von der Laune des Richters an jenen Tagen ab. Wenn er Glück hatte, würde er sein Leben behalten und dazu verurteilt lebenslang in einer der Goldminen zu schuften. Ceres hätte lieber den Tod in Kauf genommen als eine solche Strafe auf sich zu nehmen.

Schulter an Schulter zusammen mit den Anderen und in zunehmend unerträglicher Hitze gingen sie weiter. Die Stimmung war gedrückt.

Ein goldener Wagen bahnte sich seinen Weg durch die Menge und zwang die Leute ihm auszuweichen. An den Seiten wurden Menschen an die Häuserwände gedrückt. Ceres musste einen ordentlichen Stoß einstecken. Sie blickte nach oben und sah drei Mädchen in bunten Seidenkleidern. Gold und Juwelen schmückten ihre aufwendig hochgesteckte Haarpracht. Eines der Mädchen warf lachend eine Münze auf die Straße und eine Handvoll Bürgerlicher kroch aufgescheucht suchend auf dem Boden herum um das Stück Metall zu ergattern, das ihre Familie einen ganzen Monat lang ernähren würde.

Ceres hätte sich niemals dazu herabgelassen solche Almosen anzunehmen. Sie wäre lieber verhungert als eine Schenkung von denen anzunehmen.

Sie beobachtete wie es einem jungen Mann gelang die Münze zu erhaschen. Doch ein älterer Mann rang ihn zu Boden und begann ihn mit steifer Hand zu würgen. Mit der freien Hand nötigte er ihn die Münze aus seiner Hand freizugeben.

Die Mädchen amüsierten sich köstlich und zeigten mit dem Finger auf sie bevor ihr Wagen sich wieder in Bewegung setzte und weiter durch die Menge mähte.

Ceres’ Inneres zog sich angewidert zusammen.

„Bald schon wird es keine Ungleichheit mehr geben“, sagte Rexus. „Dafür werde ich sorgen.“

Ceres’ Brust straffte sich beim Klang dieser Worte. Eines Tages würde sie mit ihm und ihren Brüder Seite an Seite in der Rebellion kämpfen.

Als sie sich dem Stadion näherten, wurden die Straßen breiter und Ceres hatte das Gefühl endlich wieder atmen zu können. Die Luft schwirrte. Sie hatte das Gefühl vor Aufregung fast zu platzen.

Sie lief durch einen der vielen gewölbten Eingänge und schaute nach oben.

Es wimmelte nur so vor Bürgerlichen in dem prächtigen Stadion. Die ovale Struktur war auf der äußersten Nordseite eingestürzt und der Großteil der roten Sonnensegel war zerrissen und bot somit wenig Schutz vor der sengenden Sonne. Wilde Tiere knurrten hinter eisernen Toren und unter Falltüren. Sie konnte sehen, dass die Kampfherren hinter den Toren bereit standen.

Ceres stand da wie gebannt. Als wäre es ein Wunder, sog sie alles in sich auf.

Schneller als sie es hätte bemerken können, war sie hinter Rexus und ihren Brüdern zurückgefallen. Sie eilte nach vorne um sie einzuholen, doch schon war sie von vier stämmigen Männern umzingelt. Sie roch den Alkohol, Fischgestank und Körpergeruch als sie ihr zu nahe kamen und sie mit ihren verfaulten Zähnen und fratzenhaften Grinsen anglotzten.

„Du kommst mit uns hübsches Mädchen“, sagte einer von ihnen während sie sich ihr gemeinschaftlich näherten.

Ceres’ Herz begann schneller zu schlagen. Sie suchte mit ihren Blicken nach den Anderen, aber die Menge hatte sie bereits vollends verschluckt.

Sie setzte ihr tapferstes Gesicht auf und konterte.

„Lasst mich in Ruhe oder…“

Sie brachen in Gelächter aus.

„Was?“ machte sich einer über sie lustig. „Ein kleines Mädchen wie du will es mit uns vieren aufnehmen?“

„Wir könnten dich tretend und schreiend nach draußen befördern und niemand würde sich um dich scheren“, fügte ein anderer hinzu.

Er hatte Recht. Aus dem Augenwinkel konnte Ceres sehen wie die Leute vorbeieilten und so taten als würden sie nicht sehen, dass sie von den vier Männern bedrängt wurde.

Plötzlich nahm das Gesicht des Anführers einen ernsten Ausdruck an und mit einer flinken Bewegung griff er nach ihren Armen und zog sie nahe zu sich heran. Sie wusste, dass sie sie ohne Schwierigkeiten von hier wegschaffen konnten, ohne dass sie jemals wiedergesehen würde. Dieser Gedanke machte ihr die größte Angst.

Ohne Rücksicht auf ihr pochendes Herz wrang Ceres sich aus dem Griff des Anführers frei. Die anderen Männer johlten vor Begeisterung, doch als sie dem Anführer ihre Handwurzel gegen die Nase rammte und seinen Kopf zurückstieß wurden sie still.

Der Anführer hielt sich mit seinen dreckigen Händen die Nase und stöhnte.

Sie wusste, dass dies ihre einzige Chance sein würde und so ließ sie ihm keine Zeit sich zu erholen und trat ihm in den Magen. Ihr Kampftraining zahlte sich aus, er klappte zusammen.

Doch sofort waren die anderen drei auf den Plan gerufen. Ihre starken Hände griffen zerrend nach ihr.

Doch dann ließen sie von ihr ab. Ceres blickte erleichtert auf und sah wie Rexus einem der Männer ins Gesicht schlug und ihn ausknockte.

Dann tauchte Nesos auf und griff nach einem anderen, stieß ihm sein Knie in den Magen und trat ihn auf den Boden. Er blieb in einer roten Lache liegen.

Der vierte Mann hatte es auf Ceres abgesehen. Doch gerade als er sie angreifen wollte, duckte sie sich drehend, trat ihm in die Seite und verhalf ihm kopfüber zu einem Zusammenprall mit dem Pfeiler.

Ceres atmete schwer und versuchte zu verstehen was gerade passiert war.

Rexus legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Alles klar?“

Ceres’ Herz raste noch immer wie wild, doch schnell machte Stolz sich auf ihrem Gesicht breit. Sie hatte sich gut geschlagen.

Sie nickte und Rexus legte einen Arm um ihre Schultern und sie gingen weiter. Sein Gesicht war ein einziges Grinsen.

„Was?“ fragte Ceres.

„Als ich sah was passierte, wollte ich nichts lieber als mein Schwert in jedem einzelnen von ihnen zu versenken. Aber dann hab ich gesehen wie du dich verteidigt hast.“ Er schüttelte seinen Kopf und lachte. „Das hatten sie nicht erwartet.“

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