Читать книгу «Im Westen nichts Neues / На Западном фронте без перемен. Книга для чтения на немецком языке» онлайн полностью📖 — Эрих Марии Ремарк — MyBook.
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Aufgaben zum Text

1. Warum ruiniert der Krieg in erster Linie junge Menschen?

2. Beweisen Sie, dass der Unteroffizier Himmelstoß der schärfste Schinder des Kasernenhofes war.

3. Sprechen Sie über die „Ausbildungszeit” der Freunde im Rekrutenlager. Worauf hat sie die Freunde vorbereitet?

4. Beschreiben Sie Franz’ Tod. Warum benimmt sich der Arzt so?

Texterläuterungen

Saul – erster König des Reichs Israel

Stoß, der – eine Menge von gleichen Dingen, die übereinander gelegt wurden

Schwärmer, der – jemand, der nicht realistisch denkt, sondern sehr schnell von etwas begeistert ist; Fantast

Liebhaberei, die – etwas, das jemand regelmäßig (nicht beruflich, sondern zu seinem Vergnügen) tut; Hobby

Schoppenhauer, Arthur – deutscher Philosoph

Wichsbürste, die – die Bürste, mit der man die Schuhcreme einreibt

Drill, der – strenge, harte (körperliche) Ausbildung

Plato – griechischer Philosoph

Goethe, Johann Wolfgang – deutscher Dichter und Schriftsteller

Schikane, die – eine Handlung (meist eines Vorgesetzten oder einer Behörde), durch die jemand unnötige Arbeit oder Schwierigkeiten bekommt

eine Nase für etwas haben – (gespr.) die Fähigkeit zu wissen, was man tun muss, um etwas Bestimmtes zu erreichen; Riecher, Gespür

Korporal, der – der niedrigste Unteroffiziersdienstgrad

friesische Fischer – Fischer, Bewohner der Inselkette längs der Nordseeküste

Bajonett, das – ein langes Messer, das auf den Lauf eines Gewehrs aufgesetzt wird

blindlings – ohne vorher nachzudenken (besonders weil man große Angst oder Wut spürt)

Radau, der – Lärm

Reck, das – ein Turngerät, das aus einer waagerechten Stange (in ca. 2,50 m Höhe) und Stützen für diese Stange besteht

Stichling, der – kleiner schuppenloser Fisch, der Vorderteil seiner Rückenflosse hat einzelne kräftige Stacheln

Abgang, der – der Tod eines Menschen

Erkennungsmarke, die – die Marke eines Soldaten, an der man ihn erkennt

Sold, der – das Geld, das ein Soldat für seinen Dienst bekommt

3

Wir bekommen Ersatz. Die Lücken werden ausgefüllt, und die Strohsäcke in den Baracken sind bald belegt. Zum Teil sind es alte Leute, aber auch fünfundzwanzig Mann junger Ersatz aus den Feldrekrutendepots werden uns überwiesen. Sie sind fast ein Jahr jünger als wir. Kropp stößt mich an: »Hast du die Kinder gesehen?«

Ich nicke. Wir werfen uns in die Brust, lassen uns auf dem Hof rasieren, stecken die Hände in die Hosentaschen, sehen uns die Rekruten an und fühlen uns als steinaltes Militär.

Katczinsky schließt sich uns an. Wir wandern durch die Pferdeställe und kommen zu den Ersatzleuten, die gerade Gasmasken und Kaffee empfangen. Kat fragt einen der jüngsten: »Habt wohl lange nichts Vernünftiges zu futtern gekriegt, was?«

Der verzieht das Gesicht. »Morgens Steckrübenbrot – mittags Steckrübengemüse, abends Steckrübenkoteletts und Steckrübensalat.«

Katczinsky pfeift fachmännisch. »Brot aus Steckrüben? Da habt ihr Glück gehabt, sie machen es auch schon aus Sägespänen*. Aber was meinst du zu weißen Bohnen, willst du einen Schlag haben?«

Der Junge wird rot. »Verkohlen brauchst du mich nicht.«

Katczinsky antwortet nichts als: »Nimm dein Kochgeschirr.«

Wir folgen neugierig. Er führt uns zu einer Tonne neben seinem Strohsack. Sie ist tatsächlich halb voll weißer Bohnen mit Rindfleisch. Katczinsky steht vor ihr wie ein General und sagt: »Auge auf, Finger lang! Das ist die Parole bei den Preußen.«

Wir sind überrascht. Ich frage: »Meine Fresse, Kat, wie kommst du denn dazu?«

»Die Tomate war froh, als ich ihr’s abnahm. Ich habe drei Stück Fallschirmseide dafür gegeben. Na, weiße Bohnen schmecken kalt doch tadellos.«

Er gibt gönnerhaft dem Jungen eine Portion auf und sagt: »Wenn du das nächstemal hier antrittst mit deinem Kochgeschirr, hast du in der linken Hand eine Zigarre oder einen Priem*. Verstanden?«

Dann wendet er sich zu uns. »Ihr kriegt natürlich so.«

* * *

Katczinsky ist nicht zu entbehren, weil er einen sechsten Sinn hat. Es gibt überall solche Leute, aber niemand sieht ihnen von vornherein an, dass es so ist. Jede Kompanie hat einen oder zwei davon. Katczinsky ist der gerissenste, den ich kenne. Von Beruf ist er, glaube ich, Schuster, aber das tut nichts zur Sache, er versteht jedes Handwerk. Es ist gut, mit ihm befreundet zu sein. Wir sind es, Kropp und ich, auch Haie Westhus gehört halb und halb dazu. Er ist allerdings schon mehr ausführendes Organ, denn er arbeitet unter dem Kommando Kats, wenn eine Sache geschmissen wird, zu der man Fäuste braucht. Dafür hat er dann seine Vorteile.

Wir kommen zum Beispiel nachts in einen völlig unbekannten Ort, ein trübseliges Nest, dem man gleich ansieht, dass es ausgepowert* ist bis auf die Mauern. Quartier ist eine kleine, dunkle Fabrik, die erst dazu eingerichtet worden ist. Es stehen Betten darin, vielmehr nur Bettstellen, ein paar Holzlatten, die mit Drahtgeflecht bespannt sind.

Drahtgeflecht ist hart. Eine Decke zum Unterlegen haben wir nicht, wir brauchen unsere zum Zudecken. Die Zeltbahn ist zu dünn.

Kat sieht sich die Sache an und sagt zu Haie Westhus: »Komm mal mit.« Sie gehen los, in den völlig unbekannten Ort hinein. Eine halbe Stunde später sind sie wieder da, die Arme hoch voll Stroh. Kat hat einen Pferdestall gefunden und damit das Stroh. Wir könnten jetzt warm schlafen, wenn wir nicht noch einen so entsetzlichen Kohldampf hätten.

Kropp fragt einen Artilleristen, der schon länger in der Gegend ist: »Gibt es hier irgendwo eine Kantine?«

Der lacht: »Hat sich was! Hier ist nichts zu holen. Keine Brotrinde holst du hier.«

»Sind denn keine Einwohner mehr da?«

Er spuckt aus. »Doch, ein paar. Aber die lungern selbst um jeden Küchenkessel herum und betteln.«

Das ist eine böse Sache. Dann müssen wir eben den Schmachtriemen* enger schnallen und bis morgen warten, wenn die Furage kommt.

Ich sehe jedoch, wie Kat seine Mütze aufsetzt, und frage: »Wo willst du hin, Kat?«

»Mal etwas die Lage spannen.« Er schlendert hinaus.

Der Artillerist grinst höhnisch. »Spann mal! Verheb dich nicht dabei.«

Enttäuscht legen wir uns hin und überlegen, ob wir die eisernen Portionen anknabbern sollen. Aber es ist uns zu riskant. So versuchen wir ein Auge voll Schlaf zu nehmen.

Kropp bricht eine Zigarette durch und gibt mir die Hälfte. Tjaden erzählt von seinem Nationalgericht, großen Bohnen mit Speck. Er verdammt die Zubereitung ohne Bohnenkraut. Vor allem aber soll man alles durcheinander kochen, um Gottes willen nicht die Kartoffeln, die Bohnen und den Speck getrennt. Jemand knurrte, dass er Tjaden zu Bohnenkraut verarbeiten würde, wenn er nicht sofort still wäre. Darauf wird es ruhig in dem großen Raum. Nur ein paar Kerzen flackern in den Flaschenhälsen, und ab und zu spuckt der Artillerist aus.

Wir duseln ein bisschen, als die Tür aufgeht und Kat erscheint. Ich glaube zu träumen: er hat zwei Brote unter dem Arm und in der Hand einen blutigen Sandsack mit Pferdefleisch.

Dem Artilleristen fällt die Pfeife aus dem Munde. Er betastet das Brot. »Tatsächlich, richtiges Brot, und noch warm.«

Kat redet nicht weiter darüber. Er hat eben Brot, das andere ist egal. Ich bin überzeugt, wenn man ihn in der Wüste aussetzte, würde er in einer Stunde ein Abendessen aus Datteln*, Braten und Wein zusammenfinden.

Er sagt kurz zu Haie: »Hack Holz.«

Dann holt er eine Bratpfanne unter seinem Rock hervor und zieht eine Handvoll Salz und sogar eine Scheibe Fett aus der Tasche; – er hat an alles gedacht. Haie macht auf dem Fußboden ein Feuer. Es prasselt durch die kahle Fabrikhalle. Wir klettern aus den Betten.

Der Artillerist schwankt. Er überlegt, ob er loben soll, damit vielleicht auch etwas für ihn abfällt. Aber Katczinsky sieht ihn gar nicht, so sehr ist er Luft für ihn*. Da zieht er fluchend ab.

Kat kennt die Art, Pferdefleisch weichzubraten. Es darf nicht gleich in die Pfanne, dann wird es hart. Vorher muss es in wenig Wasser vorgekocht werden. Wir hocken uns mit unsern Messern im Kreis und schlagen uns den Magen voll.

Das ist Kat. Wenn in einem Jahr in einer Gegend nur eine Stunde lang etwas Essbares aufzutreiben wäre, so würde er genau in dieser Stunde, wie von einer Erleuchtung getrieben, seine Mütze aufsetzen, hinausgehen, geradewegs wie nach einem Kompass darauf zu, und es finden.

Er findet alles; – wenn es kalt ist, kleine Ofen und Holz, Heu und Stroh, Tische, Stühle – vor allem aber Fressen. Es ist rätselhaft, man sollte glauben, er zaubere es aus der Luft. Seine Glanzleistung waren vier Dosen Hummer. Allerdings hätten wir lieber Schmalz dafür gehabt.

* * *

Wir haben uns auf der Sonnenseite der Baracken hingehauen. Es riecht nach Teer, Sommer und Schweißfüßen.

Kat sitzt neben mir, denn er unterhält sich gern. Wir haben heute mittag eine Stunde Ehrenbezeigungen geübt, weil Tjaden einen Major nachlässig gegrüßt hat. Das will Kat nicht aus dem Kopf. Er äußert: »Pass auf, wir verlieren den Krieg, weil wir zu gut grüßen können.«

Kropp storcht näher, barfuß, die Hosen aufgekrempelt. Er legt seine gewaschenen Socken zum Trocknen aufs Gras. Kat sieht in den Himmel, lässt einen kräftigen Laut hören und sagt versonnen dazu: »Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen.«

Die beiden fangen an zu disputieren. Gleichzeitig wetten sie um eine Flasche Bier auf einen Fliegerkampf, der sich über uns abspielt.

Kat lässt sich nicht von seiner Meinung abbringen, die er als altes Frontschwein wieder in Reimen von sich gibt: »Gleiche Löhnung, gleiches Essen, war’ der Krieg schon längst vergessen.« —

Kropp dagegen ist ein Denker. Er schlägt vor, eine Kriegserklärung solle eine Art Volksfest werden mit Eintrittskarten und Musik wie bei Stiergefechten. Dann müssten in der Arena die Minister und Generäle der beiden Länder in Badehosen, mit Knüppeln bewaffnet, aufeinander losgehen. Wer übrigbliebe, dessen Land hätte gesiegt. Das wäre einfacher und besser als hier, wo die falschen Leute sich bekämpfen.

Der Vorschlag gefällt. Dann gleitet das Gespräch auf den Kasernendrill über.

Mir fällt dabei ein Bild ein. Glühender Mittag auf dem Kasernenhof. Die Hitze steht über dem Platz. Die Kasernen wirken wie ausgestorben. Alles schläft. Man hört nur Trommler üben, irgendwo haben sie sich aufgestellt und üben, ungeschickt, eintönig, stumpfsinnig. Welch ein Dreiklang: Mittagshitze, Kasernenhof und Trommelüben!

Die Fenster der Kaserne sind leer und dunkel. Aus einigen hängen trocknende Drillichhosen*. Man sieht sehnsüchtig hinüber. Die Stuben sind kühl. —

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