Читать книгу «Lauert» онлайн полностью📖 — Блейка Пирс — MyBook.
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Kapitel acht

Jake musterte den Mann prüfend, der auf sie zulief. Sie waren gerade aus der Polizeiwache herausgekommen. Er sah am Gesicht des Mannes und wie er sich gab, dass er wütend war. Aber dieser Zorn schien nicht ihm zu gelten. Und er war sich bewusst, dass Tallhamer sich nicht darauf gefasst machte, zu handeln.

Währenddessen hatte sich Cardin umgedreht und eilte schnell auf dem Bürgersteig weg.

Der wütende Mann stürmte auf Tallhamer zu. Er fuchtelte mit einem Arm in Richtung des davoneilenden Cardin und rief …

»Ich verlange von Ihnen, dass Sie diesen Bastard wieder in Gewahrsam nehmen!«

Sheriff Tallhamer, der vom Zorn dieses Mannes scheinbar unberührt war, stellte Jake mit Ruhe Earl Gibson vor, den einzigen Arzt des Dorfes und – Alice Gibsons Ehemann.

Jake wollte seine Hand schütteln und eine Beileidsbekundung abgeben, aber die Arme des Doktors kreisten immer noch umher, als er sich Tallhamer gegenüber ausließ. Er bemerkte, dass Dr. Gibson ein bemerkenswert unscheinbarer Mann war mit einem schwer pockenvernarbten Gesicht, dem die Zornesröte nichts Ansehnliches hinzufügen konnte. Er erinnerte sich daran, wie Cardin ihn als »diese Kröte, mit der sie etwas anfing,« bezeichnet hatte.

Cardin war im Vergleich zu ihm geradezu richtig gutaussehend.

Jake nahm an, dass Earl Gibson trotz seines Aussehens über Tugenden verfügt haben musste, die die tote Frau angezogen hatten. Schließlich war Gibson Arzt und Alices Exmann war nichts weiter als ein gescheiterter Koch …

Wahrscheinlich eine ziemlich einfache Wahl in einem Dorf mit wenig Optionen.

Gibsons Ärger nahm nur noch weiter zu, als er herausfand, wer Jake war.

»Das FBI! Was geht denn das hier das FBI an? Sie hatten doch den Mörder meiner Frau schon erwischt. Sie hatten ihn weggesperrt. Jedes Geschworenengericht auf der ganzen Welt würde ihn für schuldig befinden. Und jetzt haben Sie ihn einfach gehen lassen!«

Sheriff Tallhamer scharrte mit den Füssen und sagte in einem geduldigen, fast herablassenden Tonfall …

»Pass auf, Earl, wir haben darüber doch erst vor kurzem gesprochen, oder nicht?«

Dr. Gibson antwortete: »Ja, haben wir. Und darum bin ich auch hiergeblieben und habe gewartet. Ich musste mich selbst davon überzeugen. Ich wollte es verhindern.«

Sheriff Tallhamer shuffled his feet and spoke in a patient, almost condescending tone …

»Wir müssen ihn gehenlassen und das weißt du auch,« sagte Tallhamer. »Eine andere Frau wurde gestern Nacht drüben in Dighton ermordet, genauso wie Alice. Ich kann mich für Phil Cardins Aufenthaltsort letzte Nacht verbürgen und er war ganz sicherlich nicht in der Nähe von Dighton. Er hat die Frau nicht umgebracht und jetzt haben wir keinen Grund anzunehmen, dass er Alice umgebracht hat.«

»Keinen Grund!« sagte Gibson und geiferte vor Zorn. »Genau an jenem Tag hat er ihr nach dem Leben getrachtet. Und bitte beleidige mich nicht mit diesem Unsinn über das Opfer in Dighton und dass Phil sie nicht umgebracht haben könnte. Wir wissen beide, dass er ein brauchbarer Verdächtiger ist, was den anderen Mord angeht.«

Jakes Interesse war plötzlich geweckt.

»Ein brauchbarer Verdächtiger?« fragte er.

Gibson sagte voller Spott zu Sheriff Tallhamer: »Also haben Sie’s ihm nicht erzählt, oder?«

»Mir was erzählt?« fragte Jake.

»Das über Phil Cardins Bruder Harvey,« sagte Gibson zu Jake. »Er pflichtet Phil in allen Dingen bei. Er hat Alice auch bedroht. Er erwischte sie am Telefon und sagte ihr, dass er und Phil sich an ihr rächen würden. Er hat sie an dem Tag, an dem sie ermordet wurde, angerufen. Und wo immer er gestern auch gewesen ist, auf jeden Fall nicht in irgendeiner Gefängniszelle. Er hat diese Frau in Dighton ermordet. Ich würde mein Leben darauf verwetten.«

Jake war jetzt ehrlich überrascht.

Er fragte Gibson: »Warum meinen Sie würde er jemanden in einer anderen Stadt töten?«

Gibson antwortete: »Was sein Motiv ist, meinen Sie? Vielleicht hatte er etwas Persönliches gegen diese Frau. Er reist viel im Bundesstaat herum. Vielleicht hat er ja was mit ihr angefangen und ist dann in die Fußstapfen seines Bruders getreten. Aber ich denke, er hat es höchstwahrscheinlich getan, um seinen Bruder zu schützen – damit die Leute denken, dass Phil Alice nicht getötet hat.«

Tallhamer seufzte und sagte: »Earl, darüber haben wir doch auch vor kurzem gesprochen, oder nicht? Wir kennen doch beide Harvey Cardin schon unser ganzes Leben lang. Er durchquert die ganze Gegend, weil er ein herumreisender Klempner ist. Er reißt ab und zu die Klappe auf, aber er ist nicht wie sein Bruder. Er tut keiner Fliege etwas zuleide. Ganz zu schweigen davon, dass er irgendjemand auf so scheußliche Weise umbringen könnte.«

Jake schweifte gedanklich kurz ab, um zu verarbeiten, was er gehört hatte.

Er wünschte sich, dass Tallhamer ihm bereits ganz zu Anfang von Harvey Cardin erzählt hatte.

Tja, Polizisten in der Kleinstadt, dachte er. Einige von ihnen waren sich so sicher, dass sie über jeden im Distrikt alles wussten, dass sie leicht übersahen, was wichtig war.

Jake sagte zu Sheriff Tallhamer: »Ich möchte mit Harvey Cardin sprechen.«

Der Sheriff hob die Schultern, als ob er das als Zeitvergeudung ansehen würde.

Er sagte: »Also, wenn Sie das wünschen. Harvey lebt nur ein paar Blocks weiter von hier. Ich nehme sie dorthin mit.«

Als Jake sich mit dem Sheriff in Bewegung setzte, sah er, dass Gibson ihnen folgte. Das Letzte, was Jake gerade brauchte, war ein trauernder und erzürnter Witwer, der sich in das Interview mit einem möglichen Verdächtigen einschaltete.

Er sagte so sachte er konnte: «Dr. Gibson, der Sheriff und ich müssen das alleine machen.«

Als Gibson den Mund öffnete, um zu widersprechen, fügte Jake hinzu …

»Ich möchte Sie in Kürze interviewen. Wo kann ich Sie finden?«

Gibson blieb für einen Augenblick still.

»Ich bin in meiner Arztpraxis,» sagte Gibson. »Der Sheriff kann Ihnen sagen, wo sie ist.«

Gibson drehte sich um und stürmte ärgerlich von dannen.

Jake und Tallhamer liefen eine kurze Strecke zu einem kleinen, weißen Haus, wo Harvey Cardin lebte. Es war ein baufälliges Häuschen mit einem verwilderten Rasen.

Tallhamer klopfte an der Haustür. Als niemand antwortete, klopfte er abermals, aber immer noch keine Antwort.

Tallhamer sagte: »Er ist wahrscheinlich auf Reisen, vielleicht arbeitet er in irgendeinem anderen Dorf. Wir erwischen ihn das nächste Mal.«

Jake wollte auf dieses „nächste Mal» nicht warten. Er versuchte, durch eine der Glasscheiben in der Haustür zu spähen. Er konnte einige kahle, einfache Möbelstücke erkennen. Ansonsten gab es da im Inneren wenig – die Einrichtung vermittelte ganz sicher keinen persönlichen Touch. Das Haus sah so aus, als ob es möbliert vermietet worden wäre, es gab jedoch keine Anzeichen dafür, dass jemand dort wohnte.

Jake nahm an, dass Harvey Cardin gerade nicht im Dorf war, in Ordnung …

Aber würde er je zurückkommen?

Seine Überlegungen wurden jäh von einer Männerstimme von nebenan unterbrochen …

»Sheriff, kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«

Jack drehte sich um und sah einen Mann im Garten stehen.

Tallhamer antwortete ihm: »Dieser Typ vom FBI und ich, wir suchen Harvey Cardin.«

Der Mann schüttelte den Kopf und sagte: »Da haben Sie kein Glück, glaube ich. Ich habe gesehen, wie er letzte Woche seinen Laster beladen hat – gerade nachdem sein Bruder wegen dem Mord an Alice Gibson verhaftet worden war. Es sah so aus, als ob er alle seine Habseligkeiten mitgenommen hat. Nicht dass es da so viel zum Mitnehmen gab. Ich habe ihn gefragt, wo er hinwollte und er sagte: „Überall hin, nur nicht nach Hyland. Mir reicht‘s mit diesem gottverdammten Ort.»

Jake durchfuhr ein Ruck, der ihn aufrüttelte.

Dieser mögliche Verdächtige war bereits verschwunden.

»Kommen Sie,« sagte Jake zu Tallhamer. »Lassen Sie uns mit ein paar Leuten sprechen.«

* * *

Jake und Sheriff Tallhamer verbrachten den Rest des Tages damit, fruchtlose Interviews durchzuführen. Sie fingen in der Nachbarschaft an, wo Harvey Cardin gelebt hatte. Alles, was Harveys andere Nachbaren wussten, war, dass sie ihn nicht mehr gesehen hatten, seit er vor zwei Wochen weggefahren war.

Bei Alices Freunden und Bekanntschaften hatten sie auch nicht mehr Glück. Alices Kolleginnen im Schönheitssalon waren sich einig, dass Phil Cardin am Tag vor Alice Ermordung ihr hier eine furchtbare, erschreckende Szene gemacht hatte.

Als Jake und Tallhamer einen Halt bei Mick’s Diner einlegten, sagte der Besitzer, dass Phil Cardin seinen Job als Koch aus einer Vielzahl von Gründen verloren hatte – er war nicht zur Arbeit erschienen oder manchmal betrunken und war in Faustkämpfe mit anderen Angestellten verwickelt gewesen.

Keiner von ihnen wusste irgendetwas darüber, wo sich Phils Bruder Harvey vermutlich aufhalten konnte.

Schlussendlich statteten Jake und der Sheriff Earl Gibson in seiner Arztpraxis einen Besuch ab. Der Doktor schäumte noch vor Wut über Phil Cardins Entlassung. Er regte sich zusätzlich auf, als er hörte, dass Harvey verschwunden war. Jake gelang es, ihn soweit zu beruhigen, um ihm einige Fragen zu stellen. Aber Gibson war nicht dazu in der Lage, etwas Licht ins Dunkle zu bringen, wer denn außerdem noch geplant haben könnte, seine Frau zu töten.

Ihre Befragungen machten das Rätsel nur noch größer – zumindest was Jake anging. Er suchte nach einem Anhaltspunkt, dass die zwei Cardin-Brüder die zwei Morde abwechselnd verübt haben können. Oder dass sogar der als vermisst geltende Harvey Cardin beide Morde begangen hatte …

Aber wenn nicht?

Jake hatte gerade noch keine alternativen Szenarios parat. Er hatte kein Bauchgefühl gehabt, dass irgendjemand in Hyland auch nur einen der Morde verübt hatte. Alle, mit denen sie an diesem Tag sprachen, schienen Alice gern gemocht zu haben und niemand in Hyland hatte anscheinend Hope Nelson gekannt, außer dem Namen nach. Alice Gibson hatte sie offenbar auch nicht gekannt. Die zwei Frauen kamen aus derselben Region dieses Bundesstaats, aber hatten ihr Leben in verschiedenen Kleinstädten und unterschiedlichen gesellschaftlichen Kreisen verbracht.

Als sie nach einem fruchtlosen Tag wieder bei der Polizeiwache ankamen, sagte Jake dem Wachtmeister in Tallhamers Büro, dass er Phil Cardin gut im Auge haben solle, besonders um sicherzustellen, dass er nicht versuchte, die Stadt zu verlassen.

»Einmal halte ich noch an,« sagte er zu Tallhamer, »und dann gebe ich für heute auf.

Der Sheriff fuhr Jake hinaus zum ersten Tatort.

Der Abend dämmerte, bis sie dort ankamen. Der Zaunpfosten, an dem die baumelnde Leiche von Alice Gibson gefunden worden war, war mit einem Kreuz markiert, das der Wachtmeister von Sheriff Tallhamer auf den Pfosten gemalt hatte. Der Zaun grenzte an eine Weide mit sanften Hügeln an. Genau wie der Ort, wo man Hope Nelsons Körper gefunden hatte.

Jake unterdrückte ein Seufzen, als er sich dieses baumelnde, scheußliche Bündel vorstellte …

Unter anderen Umständen wäre dies ein netter Ort für einen Besuch.

Er nahm an, dass es einen auffallend kranken Menschen brauchte, um so ein grässliches Objekt in einer so schönen Umgebung zurückzulassen.

War Phil Cardin ein solcher Mensch?

Könnte sein Bruder so jemand sein?

Jake ging bei dem Zaunpfosten in die Knie und atmete tief und langsam durch. Er hoffte, ein Gefühl zu erhaschen, was dort wohl passiert war. Jake war bekannt dafür, dass seine Intuition an Tatorten auf die Sprünge kam und er oft ein verblüffendes Gefühl für die Denkweise eines Kriminellen entwickelte. Jake kannte niemanden anderen, der das beherrschte – außer vielleicht der jungen Riley Sweeney. Aber ihr Instinkt war noch sehr schwankend und ungebändigt.

An diesem Morgen am anderen Schauplatz des Verbrechens hatte Jake nicht einmal eine derartige Verbindung herstellen können – nicht mit dem ganzen Tumult, der da um ihn herum getobt hatte und dazu noch die Ankunft des Helikopters dieses TV-Senders.

Klappt es jetzt? fragte er sich.

Jake schloss die Augen und konzentrierte sich. Er versuchte, irgendeine Art von Bauchgefühl zu bekommen.

Es kam nichts.

Als er seine Augen öffnete, sah er drei schwarz-weiße Black Angus Kühe, die herbeigewandert waren und ihn neugierig ansahen. Er fragte sich, ob sie gesehen hatten, was in jener Nacht passiert war? Falls ja, hatte das blanke Entsetzen, dessen sie Zeugen geworden waren, irgendeine Auswirkung auf sie gehabt?

»Wenn ihr nur sprechen könntet,« murmelte Jake den Kühen zu.

Er erhob sich und fühlte sich vollkommen entmutigt.

Es war Zeit, wieder nach Dighton hinüberzufahren und beim Spurensicherungsteam vorbeizuschauen. Er würde sich die Notizen des Tages noch einmal ansehen und dann im einzigen Motel der Stadt zum Schlafen hinlegen. Dann am nächsten Tag früh aufstehen. Jake hatte noch ein paar unerledigte Sachen in Dighton zu Ende zu bringen, darunter ein ernstes Gespräch mit dem Ehemann von Hope Nelson, dem Bürgermeister von Dighton. Mason Nelson war noch zu sehr unter Schock gestanden, als dass Jake mit ihm am Tatort hätte reden können.

Was die Bestimmung von Harvey Cardins möglichem Aufenthaltsort anging, wusste Jake, dass das weder ein Job für die örtlichen Polizisten, noch für das Spurensicherungsteam war. Er würde technische Unterstützung aus Quantico anfordern müssen.

Er sagte zu Sheriff Tallhamer: »Bringen Sie mich zu meinem Wagen, ich muss los.«

Aber ehe er in das Auto des Sheriffs einsteigen konnte, sah er, dass sich ein Lieferwagen mit dem Logo eines TV-Senders näherte. Der Lieferwagen hielt in der Nähe und eine Crew mit Beleuchtung, Kamera und einem Mikrofon quoll heraus.

Jake stöhnte verzweifelt auf.

Dieses Mal konnte er den Medien nicht entkommen.

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