Читать книгу «Die Reize der Untreue» онлайн полностью📖 — Valentin Krasnogorov — MyBook.
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ER. Hebe nicht ab.

SIE. Jetzt mach ich es schon. (In den Hörer.) Hallo, Danke, Vielen Dank, Danke. Ja, das Kleid ist fertig, Danke, Auf Wiedersehen. (Legt den Hörer auf.) Sie haben gratuliert.

ER. Hab ich mir gedacht. Ach, ich hab dich noch nicht im Brautkleid gesehen.

SIE. (Lebhaft.) Soll ich es mal anziehen?

ER. Na klar, Und vergiss den Ring nicht.

SIE. Gut (Sie springt von der Liege, steckt den Ring an und zeigt die Hand.). Gefällt er dir?

ER. Ist er nicht zu breit?

SIE. Solche werden heute getragen

ER. Wenn sie getragen werden, dann trag ihn auch.

SIE. Dir gefällt er nicht?

ER. Doch. Schließlich ist der Ring – nicht die Hauptsache.

SIE. Und jetzt das Kleid. (Vorsichtig nimmt sie das Kleid vom Bügel und zieht es an.). Na, wie ist es?

ER. Traumhaft.

SIE. Und von hinten.

ER. Traumhaft.

SIE. Gut das es nicht weiß ist, richtig?

ER. Richtig.

SIE. Später werde ich es ins Theater und zu Besuch anziehen.

ER. Darf man dich umarmen?

SIE. Lieber nicht. Du drückst es.

ER. Ich bin vorsichtig.

SIE. Warte. Ich ziehe es lieber aus. (Sie zieht Kleid und Schuhe aus.) Jetzt umarme mich.

ER. Nimm auch den Ring ab.

Sie nimmt den Ring ab. ER umarmt sie leidenschaftlich. Das Telefon klingelt.

(Ärgerlich.) Der Apparat ist völlig verrückt. Klingelt und klingelt.

SIE. Wahrscheinlich ist er eifersüchtig. (Sie nimmt den Hörer.) Hallo. Mama, ich schaffe alles, wenn du nicht immer mit deinen Anrufen störst. Die Zeit drängt, ich habe zu tun, doch du kommst mir andauernd dazwischen. (Legt den Hörer auf..)

ER. Übrigens, wann ist die Trauung?

SIE. Morgen, das weißt du doch.

ER. Ich sprach von der Uhrzeit.

SIE. Um drei, Und warum?

ER. Bloß so.

SIE. Wir müssen wirklich etwas tun. Wir haben nur noch wenig Zeit

ER. Gib mir erst mal etwas zu essen.

SIE. Du hast Hunger?

ER. Nein, mir gefällt es nur, wenn du mir etwas zu essen gibst.

SIE. (Vor Freude errötend.) Wirklich?

ER, Ja, wirklich.

SIE. Setz dich.

ER. Setzt sich an den Tisch. (Sie wirft einen Kittel über und macht sich daneben zu schaffen.) Was guckst du?

ER. Ich schau dir gern zu.

SIE. Warum?

ER. Deine Bewegungen sind zärtlich und präzise.

SIE. Erzähl keinen Quatsch.

ER. Es gefällt mir, wenn du für mich etwas machst.

SIE. Ich mache gern etwas für dich

ER. Darf man dich küssen?

SIE. Iss.

ER. Weißt du, wenn es mir mit dir am wohlsten ist?

SIE. Dort? (Sie nickt zur Liege.)

ER. Nein. Wenn du dich um mich kümmerst. Übrigens, dort auch.

SIE. Und mir wenn wir spazieren gehen und du mir etwas erzählst.

ER. Und dort? (Er nickt in die gleiche Richtung.)

SIE. Über „Dort“ rede ich gar nicht erst.

Das Telefon klingelt. Sie nimmt den Hörer ab.

Hallo (Spricht leise.). Ja, mein Schatz. Hab viel zu tun. Ich bringe die Vorhänge an. Sie müssen gekürzt und eingesäumt werden… Mir steht die Arbeit bis zum Hals. Küßchen (Sie legt den Hörer auf.)

ER. Störe ich dich nicht bei deinen Gesprächen?

SIE. Nein.

ER. Ich kann in die Küche gehen.

SIE. Quatsch. Ich schalte lieber das Telefon aus. (Sie schaltet das Telefon ab und legt es zur Seite.) Lecker?

ER. Sehr.

SIE. Willst du mehr?

ER. Her damit.

Sie (Indem sie ihm die Speise auflegt.) Ich werde mich jetzt wirklich mal mit den Vorhängen befassen.

ER. Ohne geht es wohl nicht?

SIE. Ich muss doch erklären, was ich den ganzen Tag gemacht habe.

ER. Gibt es hier wirklich Arbeit für einen ganzen Tag?

SIE. Kleinkram. Für 10 Minuten. (Sie säumt die Vorhänge.)

ER. Wie schnell du arbeitest.

SIE. Ich mache alles schnell. Wie gefallen dir die Vorhänge?

ER. Habt ihr die gemeinsam gekauft?

SIE. Ja.

ER. Ein angenehmer Stoff.

SIE. Farblich passend zur Tapete.

ER. (Nachdem er die Wände angeschaut hat.) Gestern war diese Tapete noch nicht da.

SIE. Wir haben sie gestern Abend geklebt. Gefällt sie dir?

ER. Sehr gute Tapete. Wohnt er schon hier?

SIE. Noch nicht.

ER. Ihr haltet die Anstandsregeln ein?

SIE. Möchtest du denn, dass er schon umzieht?

ER. Ich will gar nichts. Doch warum liegt sein Hemd hier?

SIE. Hab ich ihm neulich gekauft. Gefällt es dir?

ER. Ein ganz niedliches Hemd. Mir sind aber helle lieber.

SIE. Ein helles habe ich auch gekauft. Er braucht auch noch Wäsche, aber davon verstehe ich nichts. Kennst du dich mit Männerwäsche aus?

ER. Ein wenig.

SIE. Könntest du zwei Paar von der besseren Sorte kaufen?

ER. Na klar, welche Größe hat er?

SIE. Er ist ein bisschen voller als du. Aber ich werde darauf achten, dass er abnimmt. Ich werde ihn mit Obst ernähren.

ER. Du wirst eine fürsorgliche Ehefrau.

SIE. Ist das schlecht?

ER. Das ist gut.

SIE. Iss.

ER. Ich esse doch. Hast du das für ihn zubereitet?

SIE. Nein, für dich.

ER. Kann ich aufessen?

SIE. Ja, kannst du

ER. Und was hast du für ihn zubereitet?

SIE. Für ihn koche ich ab übermorgen.

ER. Und was macht ihr morgen?

SIE. Iss.

ER. Ich esse.

SIE. Die Beine der Liege wackeln. Kannst du sie nicht irgendwie festmachen?

ER. Ich versuch es. Gib mir einen Schraubenzieher.

SIE. Iss erst einmal auf.

ER. Ich bin schon fertig. Unglaublich lecker.

SIE. Tee?

ER. Erst mache ich die Liege fertig.

SIE. Dann brühe ich den Tee. (Gibt ihm das Werkzeug, setzt den Teekessel auf und geht zurück an ihre Näharbeit.) Na, wie ist es?

ER. Bin gleich fertig

SIE. So schnell?

ER. Ein paar Schrauben anziehen – die ganze Arbeit. Fertig.

SIE geht zur Liege und testet ihre Standfestigkeit.

SIE. Fest. Prachtkerl.

ER. Wollen wir sie ausprobieren?

SIE. Keine Zeit. Die Vorhänge müssen aufgehängt werden.

ER. Erst mal Tee.

SIE. Na klar. (Gießt Tee ein und zieht den Teller mit Kuchen heran.) Trink.

ER. Und was ist das?

SIE. Apfelkuchen.

ER. Selbst gebacken?

SIE. Für dich.

Er kostet den Kuchen.

Schmeckt er?

ER. Sehr gut.

SIE. Wirklich?

ER. Wirklich. Du hast goldene Hände. Ich liebe sie sehr.

SIE. Nur sie?

ER. Und alles andere auch.

SIE. Nimm den Kuchen mit. Ich wickle ihn ein.

ER. Brauchst du nicht. Ich kann ihn sowieso nicht nach Hause bringen.

SIE. Wenn du willst, gebe ich dir das Rezept.

ER. Wozu?

SIE. Du bringst es deiner Frau bei.

ER. Sie bäckt nicht gern.

SIE. Schade.

ER. Mir tut es auch leid.

SIE. (Hält ihm einen Vorhang hin.) Halt an diesem Rand fest.

ER. Wozu?

SIE. Wir hängen sie auf. (Beide klettern auf Stühle und hängen den Vorhang auf.)

ER. Kaufen wir die Wäsche für ihn zusammen oder soll ich das allein machen?

SIE. Besser zusammen.

ER. Dann kannst du mir gleich helfen, für meine Frau eine Tasche zu kaufen.

SIE. Braucht sie eine Tasche?

ER. Ich brauche ein Geschenk für sie.

SIE. Gibt es einen Anlass?

ER. Geburtstag.

SIE. Will sie eine für jeden Tag oder eine zum Ausgehen?

ER. Weiß ich nicht.

SIE. Was ist ihre Lieblingsfarbe?

ER. Weiß ich nicht.

SIE. Dann wähle ich nach meinem Geschmack.

ER. Danke.

SIE. Du kannst wieder heruntersteigen. Ich mache das selbst zu Ende. Ist sie schön?

ER. Ja.

SIE. Und klug?

ER. Ja.

SIE. Und du liebst sie.

ER. Nein.

SIE. Warum?

ER. Das ist eine lange Geschichte.

SIE. Und mich?

ER. Liebe ich.

SIE. Ganz sehr?

ER. Ganz sehr.

SIE. Warum?

ER. Weiß ich nicht.

SIE. Nicht sehr tröstlich.

ER. Dafür ehrlich.

SIE. (Vom Stuhl steigend.) Das war´s. (Zieht die Vorhänge zurecht.).Gefallen sie dir?

ER. Ausgezeichnete Vorhänge.

SIE. Und das Muster?

ER. Einfach bemerkenswert.

SIE. Das Zimmer sieht gleich ganz anders aus, stimmt´s?

ER. Stimmt.

SIE. (Küsst ihn.) Danke, Liebster.

ER. Schnickschnack. Geht ihr schon lange miteinander?

SIE. Zwei Jahre. Du hast mir sehr geholfen.

ER. Schnickschnack. Ich begreife nicht, wie er so lange von dir getrennt leben konnte.

SIE. Ist das etwa sehr schwer?

ER. Ich zum Beispiel kann es auch nur eine Stunde ohne dich nicht aushalten.

SIE. Weil du mich gerade mal eine Woche kennst. In zwei Jahren wirst du ausgezeichnet lernen, ohne mich zurecht zukommen.

ER. Ach Quatsch.

SIE. Ehrlich gesagt, ich hatte es nicht sehr eilig.

ER. Vielleicht solltest du es auch jetzt nicht sehr eilig haben?

SIE. Ich weiß nicht.

ER. Wunderbare Vorhänge.

SIE. Das sagtest du schon.

ER. Und überhaupt, ein sehr gemütliches Zimmer. Nur der Kühlschrank passt nicht her.

SIE. Ein Hochzeitsgeschenk

ER. Warum ist er nicht in der Küche?

SIE. Kein Platz. Dort steht Mutters Kühlschrank.

ER. Und was ist in den Schachteln? Auch Geschenke?

SIE. Ja. Was ist mit dir?

ER. Nichts.

SIE. Du hast irgendwie einen anderen Blick.

ER. Ganz normaler Blick.

SIE. Möchtest du die Geschenke sehen?

ER. Na klar.

SIE. Hier das scheint ein Service zu sein (wickelt das Paket aus.) Ja. Ein Service. (Holt einen Teller heraus.) Na was meinst du?

ER. Ausgezeichnetes Geschirr. Übrigens, was ich dich schon immer fragen wollte: wozu heiratest du?

SIE. Guck mal, was für ein Teller.

ER. Herrliches Porzellan.

SIE. Dänisches. Weißt du etwa nicht weshalb man heiratet?

ER. Ich dachte, weil man sich liebt.

SIE. Hast du aus Liebe geheiratet?

ER. Natürlich.

SIE. Und was ist das Ergebnis?

ER. Ein bemerkenswerter Teller. Und was ist in dieser Schachtel?

SIE. Eine Puppe.

ER. Ich hasse es, wenn zur Hochzeit Puppen geschenkt werden.

SIE. Ich auch. Aber diese Puppe ist einfach ein Märchen. (Sie nimmt sie aus der Schachtel.)

ER. Ja, aber warum heiraten Frauen denn nun?

SIE. Um einen Mann und Kinder zu haben. Guck mal, wie schön.

ER. Eine ausgezeichnete Puppe. Möchtest du Kinder haben?

SIE. Ja, natürlich

ER. Von ihm oder überhaupt?

SIE. Sie schließt die Augen und sagt „Mama“.

ER. Eine herrliche Puppe. Ich habe dich gefragt – von ihm oder überhaupt?

SIE. Weder noch.

ER. Wie denn dann?

SIE. Denk mal nach.

ER. (Hat begriffen, umarmt sie.) Du bist verrückt.

SIE. Natürlich bin ich verrückt.

ER. Und deshalb liebe ich dich wie verrückt.

SIE. Und ich dich. Das ist ein Küchenset: Gabeln, Löffel, Kellen…

ER. Sehr praktisch. Ich sage dir jetzt eine altmodische Wahrheit…

SIE. Und eine Schürze noch dazu.

ER. Eine ausgezeichnete Schürze. Man darf nicht ohne Liebe heiraten.

SIE. Wieso ohne Liebe? Er liebt mich.

ER. Das ist nicht wichtig.

SIE. Gerade das ist die Hauptsache.

ER. Binde dich nicht an einen Fremden.

SIE. Was heißt Fremder? Er ist mir wie ein naher Verwandter.

ER. Wie dein Bruder.

SIE. Wie mein Mann. Ich gehe schon zwei Jahre mit ihm.

ER. Du wirst mit ihm nicht glücklich

SIE. Wenn ich dich nicht kennengelernt hätte, vielleicht.

ER. Liebst du ihn?

SIE. Er passt zu mir.

ER. Liebst du ihn?

SIE. Ich liebe dich.

Pause. Sie tut so, als ob sie die Schachteln ordnet.

ER. Vielleicht hörst du mal auf, dich mit den Schachteln abzugeben.?

SIE. Entschuldige, ich mache das