Читать книгу «Eine Liebe im Schnee » онлайн полностью📖 — Sophie Love — MyBook.
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KAPITEL VIER

Keira klopfte mit dem Handrücken gegen Elliots Bürotür. Sie war offen, aber sie fühlte trotzdem, dass sie höflich sein sollte.

„Guten Morgen, Keira“, sagte er, und drehte den Kopf über seine Schulter, um sie anzusehen. „Komm rein, komm rein.“

Keira betrat das Büro und setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber. Sie fühlte sich von Elliots Büro immer eingeschüchtert, fast so, als wäre sie ein Schulkind im Büro des Direktors.

„Alles in Ordnung?“, fragte er und hob seinen Kopf, um ihr in die Augen zu sehen.

Keira schluckte, ihre Nerven lagen immer ein klein wenig blank und sie hatte einen Frosch im Hals, wann immer sie mit ihrem Boss sprach. „Ja, genau genommen möchte ich mich entschuldigen.“

„Wofür?“, antwortete Elliot und zog die Stirn in Falten.

„Für die letzten paar Wochen seit ich aus Frankreich zurück bin. Ich habe mich nicht von meiner besten Seite gezeigt.“ Jetzt, da sie begonnen hatte zu sprechen, wollte sie alles herauslassen und die Worte flossen ihr buchstäblich aus dem Mund. „Und ich weiß, ich habe versucht zu vermeiden, einen Ort für den nächsten Auftrag auszusuchen, ich denke, ich brauchte nach Cristiano einfach ein wenig Zeit. Ich habe mir Sorgen gemacht, weißt du? Ein neuer Auftrag, ein neues gebrochenes Herz. Aber ich hätte einfach ehrlich sein sollen, anstatt das Thema komplett zu vermeiden. Es tut mir leid.“ Sie atmete tief durch und lächelte dann. Sie fühlte sich erleichtert, dass sie endlich ihren Sorgen Luft gemacht hatte.

„Oh“, antwortete Elliot ein bisschen verständnislos. „Um ehrlich zu sein, habe ich das gar nicht gemerkt.“

Keira verzog das Gesicht. „Hast du nicht? Aber du hast mir fast täglich Emails geschickt, in denen du gefragt hast, wohin ich für meinen nächsten Auftrag reisen möchte.“

Elliot zuckte mit den Schultern. „Ich schreibe eine Menge E-Mails Keira. Sieh mal, gerade jetzt schreibe ich dir auch eine. Sieht so aus, als erübrigt sich das jetzt.“ Er klickte einige Knöpfe an, faltete dann seine Arme vor der Brust zusammen und sah sie an.

Es gab eine lange Pause. Keira zwinkerte. „Nun, worum ging es in der E-Mail?“

„Oh ja“, sagte Elliot und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. „Es ging um deinen neuen Auftrag im Ausland.“

„Meinen...“, Keira musste das für einen Moment sacken lassen. Sie zog die Augenbrauen zusammen: „Du meinst, du hast entschieden, an welchem Ort?“

Sie sollten sie fragen! Das war die Vereinbarung, zu der sie gekommen waren, dass sie von jetzt an ihre eigenen Orte aussuchen würde. Elliot hatte dem zugestimmt. Wie konnte er sie jetzt einfach übergehen?

„Nun, ich habe nach deiner Meinung und deinen Ideen gefragt“, antwortete Elliot einfach. „Und ich habe keine Antwort erhalten, also habe ich Heather gebeten, trotzdem einfach etwas einzubuchen. Dies ist eine schnelllebige Umgebung, Keira. Wenn Leute mir nicht antworten, werde ich nicht für immer herumsitzen und warten.“

Er klang vollständig emotionslos. Aber Keira fühlte sich betrogen. Nicht nur nutzten sie ihre Herzensangelegenheiten für Unterhaltungszwecke aus, aber nun hielten sie sich noch nicht mal an ihre eigenen Versprechen? Frustration kochte in ihr hoch.

„Wohin schickt ihr mich?“, fragte sie knapp.

Elliot sah auf seine Uhr. „Das erzähle ich dir beim Team Meeting.“ Dann klatschte er in die Hände. „Komm.“

Keira war von der Unterhaltung mit Elliot durcheinander. Das war überhaupt nicht so gelaufen, wie sie erwartet hatte. Sie sah, wie Elliot aus dem Zimmer tanzte, während sie noch immer in Gedanken versunken war. Hatte er ihre Vereinbarung vergessen oder war es ihm einfach egal? Und was war mit Nina? Wenigstens sie hätte es doch wissen müssen, nicht ohne Keiras Einverständnis mit dem Auftrag fortzuschreiten! Sie sollte Keiras Freundin sein, auf ihrer Seite sein, aber während ihres Aufstiegs durch die Ränge bei Viatorum begann sie mehr und mehr auf Elliots Seite zu stehen.

Verwirrt stand Keira auf und folgte Elliot aus dem Zimmer hinein in den angrenzenden Konferenzraum. Andere Autoren waren dabei ins Zimmer zu strömen. Mit Kaffees in ihren Händen nahmen sie Platz. Keira bemerkte, dass es wieder einige neue Gesichter unter ihnen gab. Sie war in den letzten Wochen in ihrem eigenen Büro so abgeschottet gewesen, dass sie nichts gemerkt hatte und sich auch nicht die Mühe gemacht hatte, mit den neuen Mitarbeitern zu sprechen. Jetzt fühlte sie sich deshalb schuldig. Es war gar nicht so lange her, dass sie selbst eine ganz neue Autorin hier gewesen war, die sich nach Bestätigung und Freundschaft gesehnt hatte. Sie nahm sich vor, sich mehr Mühe zu geben.

„Wie geht’s uns allen denn heute?“, fragte sie in die Runde von neuen Gesichtern und sah eine junge Frau mit einem langen geflochtenen Zopf und einem Nasenring an.

Das Mädchen schaute auf und wirkte, als wäre sie geschockt, dass Keira mit ihr sprach. „Gut“, sagte sie mit einer quietschenden Stimme: „Heute werden die neuen Aufträge vergeben, ich bin gespannt herauszufinden, worüber ich als Nächstes schreiben darf.“

Der Rest der Gruppe nickte. Eine von ihnen wurde sogar rot. Keira hatte noch nie zuvor einen solchen Effekt auf Menschen gehabt. Es war leicht zu vergessen, dass sie sich hier in einer gehobenen Position befand, sie war eine Autorin, die man nur zu den Meetings sah und die dann wochenlang aus dem Büro verschwunden war. Sie dachten wahrscheinlich über sie in der gleichen Art, wie sie über Elliot dachte oder vor einer Weile auch über Lance. Es war ein ganz eigenartiges Gefühl.

„Ich bin übrigens Keira“, sagte sie und streckte den Arm aus, um dem Mädchen die Hand zu schütteln.

„Ja, das weiß ich“, sagte das Mädchen. „Ich bin Meredith.“ Sie hatte ein warmes Lächeln.

Keira setzte sich neben sie. „Du bist neu, nicht wahr?“

„Na, fast neu“, antwortete Meredith. „Ich habe angefangen, als du in Frankreich warst.“ Plötzlich sah sie ein wenig schüchtern aus. „Dein Artikel hat mir übrigens total gut gefallen.“

„Oh“, sagte Keira, „danke. Ich versuche gerade, all das hinter mir zu lassen.“

„All was? Meinst du die Romantik-Guru Artikel?“ Meredith riss die Augen weit auf. „Das kannst du nicht! Sie sind fantastisch!“

Keira hatte keine Zeit ihr zu antworten, da Elliot das Meeting begann.

In ihrer Magengrube konnte sie fühlen, wie sich die Angst in ihr breit machte. Was auch immer sie für sie geplant hatten, sie musste stark sein. Wenn sie es nicht machen wollte, würde sie kündigen. So einfach war das. Obwohl das natürlich einfacher gesagt, als getan war.

„Lasst uns mit einer riesigen Runde Applaus für Meredith beginnen“, begann Elliot. „Ihr Online Artikel über die New York Graffiti Tour war ein riesiger Erfolg.“

Alle klatschten und Meredith strahlte. Keira freute sich für sie. Als sie damals bei dem Magazin angefangen hatte, stand sie unter Joshuas Aufsicht. Er hatte es immer geschafft, dass sich alle wie Versager fühlten. Die Arbeitsatmosphäre war inzwischen viel besser geworden, mit viel mehr Unterstützung.

Elliot fuhr fort. „Als Nächstes denke ich, seid ihr bestimmt alle neugierig herauszufinden, wohin unser Romantik-Guru für unsere besondere Dezember-Ausgabe unterwegs sein wird.“

„Lappland?“, sagte einer von den Neuen.

„Mal sehen, ob sie den Weihnachtsmann verführen kann“, fügte ein jung aussehender Neuling hinzu.

Alle lachten. Alle, außer Keira.

„Nein“, sagte Elliot. „Wir haben uns für etwas ein klein wenig anderes entschieden.“

Der Moment war da. Der Moment der Entscheidung. Jeder Muskel in Keiras Körper war angespannt.

„Wir schicken sie auf eine Kreuzfahrt nach Skandinavien. Dieses Mal geht es darum zu beweisen, dass jemand, der unter Trennungsschmerz leidet, eine unüberlegte Liebesaffäre vermeiden kann. Dieses Mal wollen wir, dass sich unser Guru nicht verliebt.“

Keira war sprachlos. Ihr lagen die Worte ‚ich kündige’ auf der Zunge, aber nun musste sie sie hinunterschlucken.

„Unmöglich“, sagte der jung aussehende Clown von vorher. „Sie wird sich in den Reiseführer verlieben und das wisst ihr alle.“

Er machte natürlich Witze, aber Keira stand zu sehr unter Schock, um ihm irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken.

„Das ist der Grund, warum es keinen Reiseführer gibt“, fügte Elliot hinzu. Er sah Keira an. „Du hast fünfzehn Tage. Außer der Strecke, die das Schiff fährt—welches dich durch Dänemark, Finnland und Schweden führt—ist der Rest deine Entscheidung. Du wirst dich selbstbestimmt umherbewegen.“

Keira wusste nicht, was sie sagen sollte. Als die Neuigkeiten langsam einsackten, fühlte sie, wie alle ihre Sorgen verschwanden. Es wurde nicht von ihr erwartete, dass sie sich dieses Mal ihr Herz brechen ließ! Sicher, sie musste trotzdem tief graben und den Artikel persönlich machen, aber sie musste sich dieses Mal nicht selbst aufs Spiel setzen.

Der freche Neuling hatte noch einen letzten Kommentar: „Also genau genommen schreibt sie dann nur einen Reisebericht?“

Alle lachten. Aber Keira hatte nur eine Sache zu sagen, nur ein einziges Wort, das beschrieb, was sie sich in ihrem Kopf vorstellte: die Nordlichter, Fjorde, schneebedeckte Berge und Fleischklopse im Überfluss! Endlich gelang es ihr zu sprechen: „Wow“, sagte sie.

KAPITEL FÜNF

Als Keira an diesem Abend nach der Arbeit zurück zu Bryns Wohnung eilte, war sie ganz kribbelig vor Aufregung. Ihre Schwester war noch nicht zu Hause, also gab es niemanden, dem sie ihre Neuigkeiten erzählen konnte. Anstatt dessen wühlte sie unter Bryns Bett auf der Suche nach ihrem vertrauten Reisekoffer. Sie war überrascht, dass sie sich so sehr freute, den Koffer erneut zu packen. Sie war felsenfest überzeugt gewesen, dass sie dies nie wieder tun wollte und doch stand sie nun hier und war überglücklich, erneut arbeitsbedingt ins Ausland zu reisen.

Ihr Handy zeigte mit einem Ton an, dass sie eine Nachricht erhalten hatte und als sie sie öffnete, sah sie eine Nachricht ihrer Mom.

Was ist der Unterschied zwischen einem Cortado und einem Cappuccino?

Keira lachte und wählte Mallorys Nummer. Sobald Mallory den Anruf beantwortete, begann sie über Kaffee zu reden. Sie nahm offensichtlich an, dass dies der Grund des Anrufs ihrer Tochter war.

„Ich meine, es ist sicher nicht nur die Tassengröße? Es muss mehr sein als das, oder nicht?“, dachte sie laut.

„Mom, ich reise wieder ins Ausland“, sagte Keira und kümmerte sich keineswegs um die Kaffeefragen.

„Wirklich?“, sagte Mallory überrascht. „Aber ich dachte, du wolltest dich durchsetzen bezüglich der Romantik-Guru Artikel?“

„Wollte ich“, sagte Keira, die sich mit einem leichten Seufzen auf die Kante von Bryns Bett niederließ. „Aber dieser ist anders.“

„Inwiefern anders?“

„Der ganze Zweck der Reise ist dieses Mal, keine Affäre zu haben. Ich meine, es ist genau, was ich brauche, meinst du nicht? Eine Chance, an mir selbst zu arbeiten. Allein zu sein. Ich bin zu lange von einem Typen zum nächsten gesprungen.“

„Wann geht es los?“

„Morgen. Typisch Viatorum, sie können mir nie mehr als einen Tag vorher Bescheid sagen.“

Es gab einen Moment Stille. „Nun, ich freue mich für dich, mein Schatz“, sagte Mallory endlich.

Keira konnte den Unterton in ihrer Stimme nicht überhören. „Was ist los?“

„Nichts“, protestierte Mallory. „Ich sagte doch, ich freue mich für dich.“

„Ich kann ein aber kommen hören...“, sagte Keira.

„Nein, stimmt nicht.“

„Ja, es stimmt. Mom, ich bin seit achtundzwanzig Jahren deine Tochter. Ich höre es, wenn ein aber kommt.“

Mallory seufzte: „Okay“, ich wollte nur sagen, „was ist mit Weihnachten?’“

„Oh“, sagte Keira erleichtert. Sie dachte, Mallory würde einen Kommentar dazu haben, wie Keira ihrem Auftrag nicht gerecht werden würde, wie sie dazu auserkoren war, sich immer in die falschen Männer zu verlieben, niemals heiraten würde, niemals eine Großmutter aus ihr machen würde und all diese Dinge. Mit einem Lachen versicherte Keira ihr: „Ich werde bis Weihnachten wieder zurück sein.“

„Also ist es dieses Mal nur eine kurze Reise?“

„Knapp länger als zwei Wochen. Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Ich werde pflichtbewusst am Heilig Abend anwesend sein, so wie immer.“

„Gut“, antwortete Mallory. „Also zurück zu meiner Frage. Was ist denn nun der Unterschied zwischen einem Cortado und einem Cappuccino?“

Keira lachte. „Tschüss Mom, ich habe dich lieb.“

Sie legte auf und machte sich daran, ihren Koffer zu packen. Sie häufte alle ihre wärmsten Sachen darin auf, Pullover und Schals, extra dicke Socken und Thermoleggings. Dann packte sie ihre Schminktasche, Hygieneartikel, wasserfeste Stiefel und einen ganzen Haufen leerer Notizblöcke und Stifte.

Dann öffnete sich die Tür und sie hörte Bryn rufen: „Ich bin zu Hause!“

Keira sprang auf und hüpfte freudig ihrer Schwester entgegen.

„Rate mal?“, rief sie aufgeregt aus, während Bryn ihre Schlüssel in die Schüssel an der Tür warf und ihrer Schuhe auszog.

Ihre Schwester sah auf. „Was?“

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