Zeche lustiger Gesellen.
Will keiner trinken? keiner lachen?
Ich will euch lehren Gesichter machen!
Ihr seyd ja heut wie nasses Stroh,
Und brennt sonst immer lichterloh.
Das liegt an dir; du bringst ja nichts herbey,
Nicht eine Dummheit, keine Sauerey.
gießt ihm ein Glas Wein über den Kopf.
Da hast du beydes!
Doppelt Schwein!
Ihr wollt’ es ja, man soll es seyn!
Zur Thür hinaus wer sich entzweyt!
Mit offner Brust singt Runda, sauft und schreyt!
Auf! Holla! Ho!
Weh mir, ich bin verloren!
Baumwolle her! der Kerl sprengt mir die Ohren.
Wenn das Gewölbe wiederschallt,
Fühlt man erst recht des Basses Grundgewalt.
So recht, hinaus mit dem der etwas übel nimmt!
A! tara lara da!
A! tara lara da!
Die Kehlen sind gestimmt.
Das liebe, heil’ge Röm’sche Reich,
Wie hält’s nur noch zusammen?
Ein garstig Lied! Pfuy! ein politisch Lied!
Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen
Daß ihr nicht braucht für’s Röm’sche Reich zu sorgen!
Ich halt’ es wenigstens für reichlichen Gewinn,
Daß ich nicht Kaiser oder Kanzler bin.
Doch muß auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen;
Wir wollen einen Papst erwählen.
Ihr wißt, welch eine Qualität
Den Ausschlag giebt, den Mann erhöht.
Schwing’ dich auf, Frau Nachtigall,
Grüß’ mir mein Liebchen zehentausendmal.
Dem Liebchen keinen Gruß! ich will davon nichts hören!
Dem Liebchen Gruß und Kuß! du wirst mir’s nicht verwehren!
Singt.
Riegel auf! in stiller Nacht.
Riegel auf! der Liebste wacht.
Riegel zu! des Morgens früh.
Ja, singe, singe nur, und lob’ und rühme sie!
Ich will zu meiner Zeit schon lachen.
Sie hat mich angeführt, dir wird sie’s auch so machen.
Zum Liebsten sey ein Kobold ihr bescheert!
Der mag mit ihr auf einem Kreuzweg schäkern;
Ein alter Bock, wenn er vom Blocksberg kehrt,
Mag im Galopp noch gute Nacht ihr meckern!
Ein braver Kerl von echtem Fleisch und Blut
Ist für die Dirne viel zu gut.
Ich will von keinem Gruße wissen,
Als ihr die Fenster eingeschmissen!
auf den Tisch schlagend.
Paßt auf! paßt auf! Gehorchet mir!
Ihr Herrn gesteht, ich weiß zu leben,
Verliebte Leute sitzen hier,
Und diesen muß, nach Standsgebühr,
Zur guten Nacht ich was zum Besten geben.
Gebt Acht! Ein Lied vom neusten Schnitt!
Und singt den Rundreim kräftig mit!
Er singt.
Es war eine Ratt’ im Kellernest,
Lebte nur von Fett und Butter,
Hatte sich ein Ränzlein angemäst’t,
Als wie der Doctor Luther.
Die Köchinn hatt’ ihr Gift gestellt;
Da ward’s so eng’ ihr in der Welt,
Als hätte sie Lieb’ im Leibe.
Als hätte sie Lieb’ im Leibe.
Sie fuhr herum, sie fuhr heraus,
Und soff aus allen Pfützen,
Zernagt’, zerkratzt’ das ganze Haus,
Wollte nichts ihr Wüthen nützen;
Sie thät gar manchen Aengstesprung,
Bald hatte das arme Thier genung,
Als hätt’ es Lieb’ im Leibe.
Als hätt’ es Lieb’ im Leibe.
Wie sich die platten Bursche freuen!
Es ist mir eine rechte Kunst,
Den armen Ratten Gift zu streuen!
Sie stehn wohl sehr in deiner Gunst?
Der Schmerbauch mit der kahlen Platte!
Das Unglück macht ihn zahm und mild;
Er sieht in der geschwollnen Ratte
Sein ganz natürlich Ebenbild.
Faust und Mephistopheles.
Ich muß dich nun vor allen Dingen
In lustige Gesellschaft bringen,
Damit du siehst, wie leicht sich’s leben läßt.
Dem Volke hier wird jeder Tag ein Fest.
Mit wenig Witz und viel Behagen
Dreht jeder sich im engen Zirkeltanz,
Wie junge Katzen mit dem Schwanz.
Wenn sie nicht über Kopfweh klagen,
So lang’ der Wirth nur weiter borgt,
Sind sie vergnügt und unbesorgt.
Die kommen eben von der Reise,
Man sieht’s an ihrer wunderlichen Weise;
Sie sind nicht eine Stunde hier.
Wahrhaftig du hast Recht! Mein Leipzig lob’ ich mir!
Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute.
Für was siehst du die Fremden an?
Laßt mich nur gehn! bey einem vollen Glase,
Zieh’ ich, wie einen Kinderzahn,
Den Burschen leicht die Würmer aus der Nase.
Sie scheinen mir aus einem edlen Haus,
Sie sehen stolz und unzufrieden aus.
Marktschreyer sind’s gewiß, ich wette!
Vielleicht.
Gib Acht, ich schraube sie!
Den Teufel spürt das Völkchen nie,
Und wenn er sie beym Kragen hätte.
Seyd uns gegrüßt, ihr Herrn!
Viel Dank zum Gegengruß.
Leise, Mephistopheles von der Seite ansehend.
Was hinkt der Kerl auf Einem Fuß?
Ist es erlaubt, uns auch zu euch zu setzen?
Statt eines guten Trunks, den man nicht haben kann,
Soll die Gesellschaft uns ergetzen.
Ihr scheint ein sehr verwöhnter Mann.
Ihr seyd wohl spät von Rippach aufgebrochen?
Habt ihr mit Herren Hans noch erst zu Nacht gespeis’t?
Heut sind wir ihn vorbey gereis’t;
Wir haben ihn das letztemal gesprochen.
Von seinen Vettern wußt’ er viel zu sagen,
Viel Grüße hat er uns an jeden aufgetragen.
Er neigt sich gegen Frosch.
Da hast du’s! der versteht’s!
Ein pfiffiger Patron!
Nun, warte nur, ich krieg’ ihn schon!
Wenn ich nicht irrte, hörten wir
Geübte Stimmen Chorus singen?
Gewiß, Gesang muß trefflich hier
Von dieser Wölbung wiederklingen!
Seyd ihr wohl gar ein Virtuos?
O nein! die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groß.
Gebt uns ein Lied!
Wenn ihr begehrt, die Menge.
Nur auch ein nagelneues Stück!
Wir kommen erst aus Spanien zurück,
Dem schönen Land des Weins und der Gesänge.
Singt.
Es war einmal ein König,
Der hatt’ einen großen Floh —
Horcht! Einen Floh! Habt ihr das wohl gefaßt?
Ein Floh ist mir ein saub’rer Gast.
Es war einmal ein König,
Der hatt’ einen großen Floh,
Den liebt’ er gar nicht wenig,
Als wie seinen eignen Sohn.
Da rief er seinen Schneider,
Der Schneider kam heran.
Da miß dem Junker Kleider,
Und miß ihm Hosen an!
Vergeßt nur nicht dem Schneider einzuschärfen,
Daß er mir auf’s genauste mißt,
Und daß, so lieb sein Kopf ihm ist,
Die Hosen keine Falten werfen!
In Sammet und in Seide
War er nun angethan,
Hatte Bänder auf dem Kleide,
Hatt’ auch ein Kreuz daran,
Und war sogleich Minister,
Und hatt’ einen großen Stern.
Da wurden seine Geschwister
Bey Hof’ auch große Herrn.
Und Herrn und Frau’n am Hofe,
Die waren sehr geplagt,
Die Königinn und die Zofe
Gestochen und genagt,
Und durften sie nicht knicken,
Und weg sie jucken nicht.
Wir knicken und ersticken
Doch gleich wenn einer sticht.
Wir knicken und ersticken
Doch gleich wenn einer sticht.
Bravo! Bravo! Das war schön!
So soll es jedem Floh ergehn!
Spitzt die Finger und packt sie fein!
Es lebe die Freyheit! Es lebe der Wein!
Ich tränke gern ein Glas, die Freyheit hoch zu ehren,
Wenn eure Weine nur ein Bißchen besser wären.
Wir mögen das nicht wieder hören!
Ich fürchte nur der Wirth beschweret sich,
Sonst gäb’ ich diesen werthen Gästen
Aus unserm Keller was zum Besten.
Nur immer her! ich nehm’s auf mich.
Schafft ihr ein gutes Glas, so wollen wir euch loben.
Nur gebt nicht gar zu kleine Proben;
Denn wenn ich judiciren soll,
Verlang’ ich auch das Maul recht voll.
Sie sind vom Rheine, wie ich spüre.
Schafft einen Bohrer an!
Was soll mit dem geschehn?
Ihr habt doch nicht die Fässer vor der Thüre?
Dahinten hat der Wirth ein Körbchen Werkzeug stehn.
Mephistopheles nimmt den Bohrer zu Frosch
Nun sagt, was wünschet ihr zu schmecken?
Wie meynt ihr das? Habt ihr so mancherley?
Ich stell’ es einem jeden frey.
Aha! du fängst schon an die Lippen abzulecken.
Gut! wenn ich wählen soll, so will ich Rheinwein haben.
Das Vaterland verleiht die allerbesten Gaben.
indem er an dem Platz, wo Frosch sitzt, in Loch in den Tischrand bohrt.
Verschafft ein wenig Wachs, die Pfropfen gleich zu machen!
Ach das sind Taschenspielersachen.
Und ihr?
Ich will Champagner Wein,
Und recht mussirend soll er seyn!
Mephistopheles bohrt, einer hat indessen die Wachspropfen gemacht und verstopft.
Man kann nicht stets das Fremde meiden,
Das Gute liegt uns oft so fern.
Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden,
Doch ihre Weine trinkt er gern.
indem sich Mephistopheles seinem Platze nähert.
Ich muß gestehn, den sauren mag ich nicht,
Gebt mir ein Glas vom echten süßen!
Euch soll sogleich Tokayer fließen.
Nein, Herren, seht mir in’s Gesicht!
Ich seh’ es ein, ihr habt uns nur zum Besten.
Ey! Ey! Mit solchen edlen Gästen
Wär’ es ein Bißchen viel gewagt.
Geschwind! Nur grad’ heraus gesagt!
Mit welchem Weine kann ich dienen?
Mit jedem! Nur nicht lang gefragt.
Nachdem die Löcher alle gebohrt und verstopft sind, Mephistopheles mit seltsamen Geberden.
Trauben trägt der Weinstock!
Hörner der Ziegenbock;
Der Wein ist saftig, Holz die Reben,
Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben.
Ein tiefer Blick in die Natur!
Hier ist ein Wunder, glaubet nur!
Nun zieht die Pfropfen und genießt!
indem sie die Pfropfen ziehen, und jedem der verlangte Wein in’s Glas läuft.
O schöner Brunnen, der uns fließt!
Nur hütet euch, daß ihr mir nichts vergießt!
Sie trinken wiederholt.
Uns ist ganz kannibalisch wohl,
Als wie fünf hundert Säuen!
Das Volk ist frey, seht an, wie wohl’s ihm geht!
Ich hätte Lust nun abzufahren.
Gib nur erst Acht, die Bestialität
Wird sich gar herrlich offenbaren.
Siebel. trinkt unvorsichtig, der Wein fließt auf die Erde, und wird zur Flamme.
Helft! Feuer! helft! die Hölle brennt!
Sey ruhig, freundlich Element!
zu dem Gesellen.
Für dießmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer.
Was soll das seyn? Wart! ihr bezahlt es theuer!
Es scheinet, daß ihr uns nicht kennt.
Laß er uns das zum zweytenmale bleiben!
Ich dächt’, wir hießen ihn ganz sachte seitwärts gehn.
Was Herr? Er will sich unterstehn,
Und hier sein Hokuspokus treiben?
Still, altes Weinfaß!
Besenstiel!
Du willst uns gar noch grob begegnen?
Wart nur! es sollen Schläge regnen.
Altmayer. zieht einen Pfropf aus dem Tisch, es springt ihm Feuer entgegen.
Ich brenne! ich brenne!
Zauberey!
Stoßt zu! der Kerl ist vogelfrey!
Sie ziehen die Messer und gehn auf Mephistopheles los.
Falsch Gebild und Wort
Verändern Sinn und Ort!
Seyd hier und dort!
Sie stehn erstaunt und sehn einander an.
Wo bin ich? Welches schöne Land!
Weinberge! Seh’ ich recht?
Und Trauben gleich zur Hand!
Hier unter diesem grünen Laube,
Seht, welch ein Stock! Seht, welche Traube!
Er faßt Siebeln bei der Nase. Die andern thun es wechselseitig und heben die Messer.
Irrthum, laß los der Augen Band!
Und merkt euch, wie der Teufel spaße.
Er verschwindet mit Faust, die Gesellen fahren aus einander.
Was giebt’s?
Wie?
War das deine Nase?
Und deine hab’ ich in der Hand!
Es war ein Schlag, der ging durch alle Glieder!
Schafft einen Stuhl, ich sinke nieder!
Nein, sagt mir nur, was ist geschehn?
Wo ist der Kerl? Wenn ich ihn spüre,
Er soll mir nicht lebendig gehn!
Ich hab’ ihn selbst hinaus zur Kellerthüre —
Auf einem Fasse reiten sehn —
Es liegt mir bleyschwer in den Füßen.
Mein! Sollte wohl der Wein noch fließen?
Betrug war alles, Lug und Schein.
Mir däuchte doch als tränk’ ich Wein.
Aber wie war es mit den Trauben?
Nun sag’ mir eins, man soll kein Wunder glauben!
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