Читать книгу «Nico Unglaubliche Abenteuer des Kleinen Drachen» онлайн полностью📖 — Элеоноры Шах — MyBook.
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Die neu Angekommenen erschienen vor der königliche Familie. Der Reihe nach grüßten sie durch Verbeugung und Knicks, gratulierten und brachten teure Geschenke dar, danach vermischten sie sich in der Menge die den Saal füllte.

Als die ältere Dame neben einem großen Polsterhocker stand, schlüpfte Nico aus seinem Versteck und verbarg sich in dessen Unterbau. Bald darauf begann er, mitsamt seines Verstecks, zum Tisch mit den Geschenken vorzurücken. Er bemühte sich es möglichst langsam zu tun, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, doch plötzlich stieß er einer jungen Drachin in die Kniekehlen, diese plumpste auf den Hocker und hatte offensichtlich nicht vor wieder aufzustehen. Da rieß sich Nico eine Feder aus und begann sie in den Kniekehlen zu kitzeln. Überzeugt, dass sich im Hocker Ungeziefer befand, sprang die Drachin quietschend auf ihre Füße. Nico wartete ein wenig ab und kroch weiter zum nächstgelegenen Tisch, dieser war mit einer Tischdecke überzogen und er schlüpfte schnell unter den langen Stoff.

Unter dem Tisch sitzend, betrachtete er mit Interesse die Anwesenden. Der ganze Saal war mit verschiedenartigen Vertretern der Drachenwelt gefüllt und was für Drachen es dort zu sehen gab! Drachen von weiß bis schwarz, von einfarbig bis bunt oder gesprenkelt, von groß bis klein, mit kleinen Flügeln, mit großen, mit langen Schwänzen mit kurzen, mit einem Kopf oder auch mit mehreren. Die Damen trugen verschiedensten Schmuck. In ihre Mähnen hatten sie Perlen, Blumen und Haarklammern mit bunten Steinen eingeflochten und auf den Schwanzspitzen saßen schöne Schleifen.

Immer noch kamen Gäste an. Damen defilierten in Begleitung von Kavalieren. Mütter führten ihre Töchter in die Öffentlichkeit, um einen Bräutigam für sie zu finden. Männer ergriffen die Gelegenheit, um in Männerrunden reichlich zu debattieren. Hier und da standen kleine Gruppen, in denen verschiedene Neuigkeiten heiß diskutiert wurden und in denen es ausschließlich um Männerthemen ging. Ältere Damen saßen auf gepolsterten Sitzbänken und klatschten nicht weniger lebhaft. Jüngere Drachinnen – im Heiratsalter – standen, aufgeregt flüsternd in kleinen Gruppen entlang der Wände und kicherten wenn ein potentieller Bräutigam sie ansah. Sie alle begutachteten heimlich die königlichen Sprosse.

Auf einmal erblickte Nico ein junges Mädchen, das ungefähr in seinem Alter war. Sie war ziemlich attraktiv und zu seiner Überraschung genau so groß wie er selbst. Das Drachenmädchen sah ihn ebenfalls und schaute ihn mit Interesse an. Sie lächelte freundlich und verschwand in der Menge, einem wichtigen Drachen hinterher – offenbar ihrem Vater.

Nico erstarrte vor Überraschung, keiner hatte ihn je so freundlich angelächelt, erst recht kein junges Mädchen. Sein Herz klopfte heftig und er war bereit, die Gefahr vergessend, unter dem Tisch hervor zu springen und ihr hinterher zu rennen. Aber nachdem das letzte Geschenk überreicht worden war, verkündete der König den Beginn des Festes und alle strömten in den Speisesaal.

Nico schlich sich hinter den Gästen in den Saal, in dem sich die Tafeln unter allerlei Speisen bogen. Am Kopfende saß die königliche Familie und von dort aus, an beiden Seiten des Tisches, die Gäste. Im Saal wurden allerlei Getränke verteilt. Die Becher, die vor den Gästen standen schienen unerschöpflich – sie wurden laufend mit Nektar oder berauschenden Getränken gefüllt. Die Trinkgefäße der königlichen Familie unterschieden sich von denen der Gäste, vor jedem von ihnen stand der traditionelle Familienkelch, ein Horn das auf einem Ständer ruhte.



In der Mitte des Saals traten abwechselnd Tänzer, Akrobaten und Sänger auf und Krieger zeigten ihre Geschicklichkeit im Schwertkampf, aber Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Meister. Sie brachten alle in eine solche Stimmung, dass den Gästen vor Lachen die Bäuche weh taten. Ein Drache war offensichtlich der Meister und der andere sein Assistent. Dieser besaß einen schlangenähnlichen Körper und konnte sich in solch undenkbare Knoten verbiegen, dass jemand aus dem Saal ihn aufknoten musste. Als der Meister aus seiner Schnauze buntes Feuer spie, da furzte der Assistent im gleichen Takt und dasselbe Feuer kam von der anderen Seite. Dies war keine Absicht, bloß um das Feuer bunt zu machen, mussten sie auf die Hilfe des Alchemisten zurückgreifen und die eingenommene Flüssigkeit zeigte Nebenwirkungen in Form von „zusätzlichem Feuer“.

Obwohl der Ball lustig und reibungslos verlief, kam er natürlich nicht ganz ohne Zwischenfälle aus. Einer der Gäste war ein neunköpfiger Drache und einer seiner Köpfe stach sehr durch freches und schlechtes Benehmen hervor – wie konnte es auch anders sein, wo er doch eine Vorliebe zum Trinken hatte… Dieser Kopf brachte seine Kollegen, durch regelmäßigen Unfug vor feiner Gesellschaft, in peinliche Situationen. Für sein rüpelhaftes Verhalten wurde ihm der Kopf schon öfters abgeschlagen, in der Hoffnung, dass es ihm eine Lehre sei und er mit mehr Vernunft und besserem Verhalten nachwachsen werde. Allerdings es half alles nichts, der neue Kopf verhielt sich genau so wie der alte. Sobald die restlichen acht Köpfe nicht hinsahen, fand der neunte irgendeinen Krug mit Wein und trank ihn, seine Schnauze bis zu den Ohren hineinsteckend, in einem Zug aus.

Erst bemühte sich der Trunkenbold, seinen Rausch nicht zu zeigen, aber bereits kurze Zeit später, wenn ihm das Hochprozentige zu Kopf gestiegen war, fing er an Lieder zu grölen und unanständig zu schimpfen. Hatte dies begonnen, versuchten die anderen Köpfe ihn zum schweigen zu bringen, in dem sie seinen, sich davon windenden Hals schnappten und ihn unter den Flügeln versteckten, aber ausgerechnet wenn alle acht Köpfe eingeschlafen waren, erwachte der neunte Kopf und begann erneut durch die Gegend zu lärmen. Am häufigsten passierte dies an Festtagen die von König Nait veranstaltet wurden.

Gäste die über Nacht im Schloss blieben, wurden manchmal unvermittelt von wilden Schreien, Liedern oder Geschimpfe geweckt, das von diesem volltrunkenen Kopf ausging. Genauso erging es der gesamten Nachbarschaft. Wieder und wieder wurde beim König eine Petition eingereicht, der Unruhestifter solle keinen Einlass zu den Bällen mehr erhalten. Zunächst sah König Nait über die Vorfälle hinweg, schließlich hatte der Drache eine lange Ahnenreihe und stand in Verwandtschaft zur königlichen Familie, außerdem man musste gerecht sein: die anderen acht Köpfe verhielten sich anständig. Als aber die Beschwerden mehr und mehr wurden, befahl Nait dem Hooligan und Trinker eine spezielle Vorrichtung auf die Schnauze zu setzen, sodass er nicht mehr trinken könne, doch der Drache schaffte es, den Knebel bei passender Gelegenheit erfolgreich auszuziehen.

Inzwischen, während die Gäste feierten und jubelten, zog Nico hier und dort Besteck unter den Tisch. Aus einem Stück Stoff, das er von jemandes Rock abgerissen hatte, bastelte Nico ein kleines Bündel indem er sein Gut ablud. Als er gerade unter dem Tisch hervor kommen wollte, um das Schloss zu verlassen, trat einer der Gäste versehentlich auf seinen Schwanz. Nico schrie wie am Spieß, er riss seinen Schwanz fort, warf seine Beute von sich und rannte los. Einige Gäste sahen wie aus dem Bündel die gestohlenen Sachen herausfielen und jemand schrie: „Haltet den Dieb!“.

Sofort setzten dem glücklosen Langfinger mehrere Wachen nach. Nico lief über Tische, unter Tische und zwischen den Gästen hindurch… Riesige Wachen stürmten den Saal und versuchten ihn zu fangen, aber durch ihre Größe waren sie nicht so behände wie der kleine und flinke Nico. Sie stolperten ständig über die Schwänze und Röcke der Gäste und einige der Geladenen fielen zu Boden. Kurz sah es so aus, als würde Nico verhaftet, aber das junge Mädchen, das ihn angelächelt hatte, streckte im richtigen Zeitpunkt, wie durch Zufall ihren Fuß nach vorne und der erste hinter Nico laufende Wächter stürzte und damit alle hinter ihm, einer auf den anderen zu einem großen Haufen. Das gab dem unglücklichen Kerl die Möglichkeit, der Jagd zu entkommen. Nico sprang aus dem Saal direkt unter die Füße eines Kellners, der das Gleichgewicht verlor und mitsamt seines Tabletts zu Boden plumpste. Auf der Flucht vor seinen Verfolgern lief der Arme durch das gesamte Schloss: er versteckte sich, wurde gefunden, lief weiter, bis er sich plötzlich in der Küche befand. Dort machte er alles dem Erdboden gleich. Es flogen verschiedenste Dinge durch die Luft, die die Wachen nach Nico warfen. Der Koch beteiligte sich am Wettrennen mit einer Pfanne in der Hand, denn der Langfinger hatte das Allerheiligste angegriffen – die Küche. Nico lief im Kreis über den Boden, die Tische, hing vom Kronleuchter und Fensterrahmen. Infolgedessen flog eine Schüssel mit Mehl durch die Luft und färbte ihn und die ganze Küche weiß. Der Pechvogel tat so, als ob er ein Sack in einer Ecke wäre, aber seine großen Augen verrieten ihn. Letzten Endes wurde über Nico ein Netz geworfen und der Langfinger war gefangen. Der kleine Drache wurde vor König Nait geführt, der befahl Nico bis zum Ende der Feier in Haft zu nehmen.


Das Urteil


Nico verbrachte die ganze Nacht eingesperrt und malte sich mit großer Angst aus, welche Bestrafung König Nait wohl erlassen werde. Nur das Bild des jungen Mädchens machte seine düsteren Gedanken erträglicher. Schade, dass er gefangen wurde, dachte der kleine Drache, vielleicht hätten sie Freundschaft schließen können. Er lächelte, es war wirklich eine sehr mutige Tat gewesen, der königlichen Wache so das Bein zu stellen!

Am nächsten Tag erschien Nico vor dem König. Alle Gäste hatten bereits das Schloss verlassen. Der unglücklich in alles glänzende Verliebte, stand mit hängendem Kopf vor dem Thron des Königs und riesige Tränen liefen über seine Wangen.



„Wie heißt du?“, fragte König Nait streng.

„Nico“, sagte der Arme schluchzend.

„Wie kamst du ins Schloss?“

„Ich… ich … unter dem Rock einer Dame…“, antwortete der kleine Drache fast flüsternd, denn er zeichnete sich immer durch Ehrlichkeit aus.

„Unter dem Rock?!“, schmunzelte König Nait.

„Ja, Eure Majestät.“

„Und warum hast du von den Tischen gestohlen?“

„Ich… ich… weiß es nicht.“, antwortete ein unglücklicher Nico.

Er wusste tatsächlich nicht, wie er diese Frage beantworten soll.

„Wie, du weißt es nicht?“, der König runzelte die Stirn „Und wie lange klaust du schon?“

„Mein ganzes Leben.“, antwortete der kleine Drache kaum hörbar.

„Verkaufst du die Sachen an jemanden?“, Nait lehnte sich nach vorne und schaute den Langfinger scharf an.

„Nein, Eure Majestät, ich sammle sie an.“

„Wofür?“, staunte der König.

„Ich weiß es nicht…“

Die Worte waren kaum hörbar.

„Es scheint mir, dass du ein Kleptomane bist.“, schloß König Nait.

„Klepto… was?!“

Der Arme hörte auf zu weinen und schaute den König mit seinen großen Augen an.

„Kleptomane. Jemand der alles klaut was ihm in die Hände kommt, ohne bestimmtes Ziel. In deinem Fall ist es alles was glänzt, wie ich verstanden habe.“

„Bin ich krank?!“, schrie Nico verzweifelt auf.

Es schien, als würde er gleich ohnmächtig zu Boden fallen.

„In gewisser Weise ja… und ich denke, die einzige Heilung in Deinem Fall wird sein – dich auf den Planeten Kitur zu schicken.“

„Ich werde nie mehr!“, schrie der kleine Drache auf.

„Was wirst du nie mehr? … Du weißt, dass laut unseren Gesetzen, Diebstahl eine schwere Straftat ist…“

Nico erstarrte, ohne zu wissen was er antworten solle.

„Nun, so ist es!“, antwortete der König, „Du bleibst dort, auf diesem blauen Planeten – dann wirst Du merken wieviel besser es auf Atalanta ist“.

Obwohl der blaue Planet für Drachen sehr attraktiv war, hatte keiner von Ihnen den Wunsch dort zu leben. Das Leben auf der Erde war auf jeden Fall härter, als auf Atalanta.

Nico sah den König an und aus seinen Augen rollten Tränen.

„Kann ich irgendwann zurückkehren… ?“, fragte er stotternd und sich an seinen Tränen verschluckend.

Wäre dies vor der Feier im Schloss des Königs passiert, wäre die Tatsache, dass er nicht mehr in seine Heimat zurückkehren konnte, vielleicht nicht so bitter gewesen, denn ihn hatte nichts auf Atalanta gehalten. Jetzt jedoch fühlte der kleine Drache zum ersten Mal, dass es jemanden gab, für den es sich lohnte sich zu verbessern. Zum ersten Mal im Leben gab es jemanden, der über sein Aussehen nicht lachte, zum ersten Mal schaute ein Mädchen auf ihn ohne ihn zu verhöhnen und half ihm sogar in einer Notsituation.

„Vielleicht…“. König Nait schüttelte den Kopf und sprach dann mit lauter und fester Stimme aus: „Ich befehle dem Drachen Nico den Stein abzunehmen und den Schuldigen unverzüglich auf den Planeten Kitur zu schicken.“

Die Worte klangen für Nico wie einen Todesurteil – er senkte seinen Kopf.

Zwei Wachen, die hinter dem kleinen Drache standen, machten einen Schritt nach vorne und stellten sich auf eine Linie mit Nico. Sie nahmen Nico seinen Partikel des Steins des Lichts von der Stirn und führten ihn in das Gebäude, in dem sich das Portal zur Versetzung auf den Planeten Kitur befand.

Dieses Gebäude ähnelte einem Tempel, mit Kuppel und Säulen. Es erstreckte sich ein, mit weißen Steinen belegter Weg dorthin und zum Eingang führten mehrere Stufen. Auf steinernen Böschungen befanden sich Säulen, auf denen eigenartige Muster – Schriftzeichen – angebracht waren. Die Kuppel, die mit gemustertem Mauerwerk und Kunststuck dekoriert war, wurde von weißen Säulen gehalten. Unterhalb des Gewölbes schwebte ein riesiger Kristall von unglaublicher Schönheit. Dies war der Stein des Lichts. Strahlend schimmerte er in allen Farben des Regenbogens.

Nico konnte die Schönheit dieses Schatzes nicht lange bewundern – ihm wurde schnell eine Augenbinde aufgesetzt, die ihn vor den hellen Lichtblitzen schützte.

Auf dem Boden des Tempels, in der Mitte eines Kreises der den Himmel darstellte, befand sich ein Quadrat das Kitur abbildete. Dies sah wie ein auf dem Boden liegender Spiegel aus. Wenn sich jemand über das Portal nach Kitur versetzte, blinkte und funkelte das Quadrat.

Im ganzen Gebäude gab es noch mehrere solcher „Spiegel“ aber sie waren kleiner und in filigranen Rahmen. Mit ihrer Hilfe war es möglich, andere Planeten im Universum zu sehen.

Der irdische Ausgang des Portals, das Atalanta und den blauen Planeten verband, stand seit alten Zeiten im Schloss des Ordens der Drachen, das sich in den öden Bergen im Norden des Königreichs Skeldarck befand, welches in Skandinavien lag.

…Nico wurde unter die Kuppel gestellt und nach ein paar Sekunden spürte er wie sein Körper schwerelos wurde. So blieb es eine Weile, bis er wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Der kleine Drache schob seine Pfoten nach vorne und versuchte etwas zu ertasten. In diesem Moment wurde die Binde von seinen Augen genommen. Nico blinzelte, schaute sich um und erkannte, dass er nicht mehr in Laimader war. Um ihn herum standen Wächterdrachen, deren Rüstungen mit anderen Abzeichnen versehen waren, als die der Wache König Naits. Auch der Saal, in dem sich das Portal zur Versetzung befand, war ihm völlig unbekannt.

So kam Nico auf die Erde…


Erster Freund



Als der unglücklich Verbannte zur Besinnung kam, wurde er als Verbrecher aus dem Schloss vertrieben. Ihm wurde nur die Richtung gezeigt in die er gehen sollte.

Lange ging der kleine Nico, über sein unseliges Schicksal nachdenkend, ziellos vor sich hin. Sicher, was hätte er auch anderes erwarten sollen? Er hatte doch immer Pech. Wieso sollte er jetzt Glück haben, wo er das einzige Wesen der Welt getroffen hatte, das zu ihm freundlich war?

Vor den Augen des Drachens erschien wieder das Bild des kleinen Drachenmädchens, aber Nico wusste, dass er sie wohl nie wieder sehen würde, genauso wie seine Eltern… Seine Gedanken wanderten zum Elternhaus: ob seine Verwandten Bescheid wussten was mit ihm geschehen war, ob sie sich um ihn Sorgen machten oder wäre ihnen sein Schicksal vollkommen egal? Wussten sie, dass ihr Sohn nach Kitur verbannt wurde?